Jeanne Benameur
- Frankreich
- Zu Gast beim ilb: 2003
Jeanne Benameur wurde 1952 als viertes Kind einer italienischen Mutter und eines tunesischen Vaters in Algerien geboren und wuchs in der französischen Küstenstadt La Rochelle auf. Benameur begann bereits im Alter von sieben Jahren zu schreiben. Nach ihrem Literaturstudium in Poitiers und einigen Berufsjahren als Lehrerin, erschien 1992 ihr Debutroman „Samira des Quatre-Routes“, ein Roman für Heranwachsende, für den sie 1993 mit dem Grand Prix des Jeunes Lecteurs ausgezeichnet wurde. Seitdem hat sie zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, von denen zwei auch in deutscher Übersetzung vorliegen.
„Quitte ta mère“ (dt. „Hinter dem Hafen das Meer“, 2002) von 1998 ist die berührende Erzählung vom Abenteuer erwachsen zu werden. Jeanne Benameur erzählt von der Lebensentscheidung des dreizehnjährigen Bastien, seine alleinerziehende Mutter zu verlassen, als er während eines Ferienaufenthalts spürt, dass sein alternder Großvater ihn dringender braucht. Mit dem inneren Auge durchleuchtet sie Bastiens Lebenssituation, die sich auch durch Anne verändert, die er während seines Ferienaufenthalts kennenlernt. Schlicht und unpathetisch dokumentiert sie den Reifungsprozess ihres jugendlichen Protagonisten und macht seine Gedanken, Gefühle, Unsicherheiten und Ängste transparent.
Im preisgekrönten „Si même les arbres meurent“ (dt. „Großer Adler schläft nur“, 2002) aus dem Jahr 2000 wagt sich die Autorin an ein nicht nur für Jugendliche schwieriges Thema: den Verlust eines geliebten Menschen. „Mit kristallklaren, einprägsamen Sätzen und Bildern von großer Intensität zeichnet Jeanne Benameur ein stimmiges Psychogramm zweier Geschwister, die zu Halbwaisen werden“ („Bulletin für Jugend&Literatur“). Sie skizziert den langsamen und schmerzhaften Abschied der Geschwister Mathieu und Celine von ihrem Vater, der nach einem Unfall in den Bergen im Koma liegt. Behutsam gewährt die Autorin Einblick in die geheime Traumwelt, in die sich die beiden Kinder flüchten und in der ihr Vater der unbesiegbare Indianerhäuptling Großer Adler ist. Die Autorin interpretiert die existenzielle Erfahrung von Krankheit und Tod voller Magie. Ihr Text atmet durch seine Metaphern und schafft Raum für eigene Assoziationen. «Si même les arbres meurent» wurde u. a. mit dem Prix Jeunes Lecteurs de Brives 2001 prämiert.
In den letzten Jahren hat sich Jeanne Benameur verstärkt auch der Erwachsenenliteratur gewidmet. Ihr Roman „Les Demeurées“ erschien 2000 und wurde mit dem Prix UNICEF (2001) ausgezeichnet. Eine Entscheidung zwischen Jugendbuch und Erwachsenenliteratur aber wird es für die Autorin nicht geben. Jeanne Benameur, die auch Gedichte und Theaterstücke verfasst, trennt nicht zwischen den Genres. Ihr Anliegen ist es, „wahre Texte“ für Leser verschiedener Altersstufen zu schreiben. Zuletzt wurde ihr Buch „Le Ramadan de la parole“ (2007, Ü: Der Ramadan der Worte) veröffentlicht, das in drei lebendigen Erzählungen den eigenwilligen Widerstand junger Frauen gegen ihre Unterdrückung durch konservative Moralvorstellungen beschreibt.
© internationales literaturfestival berlin
Samira des Quatre-Routes
Flammarion
Paris, 1992
Edouard et Julie c’est pour la vie
T. Magnier
Paris, 1999
Le petit être
T. Magnier
Paris, 2000
Le Demeurées
Denoël
Paris, 200
Un jour mes princes sont venus
Denoël
Paris, 2001
La boutique jaune
T. Magnier
Paris, 2002
Hinter dem Hafen das Meer
Patmos
Düsseldorf, 2002
[Ü: Rosemarie Griebel-Kruip]
Großer Adler schläft nur
Patmos
Düssldorf, 2002
[Ü: Rosemarie Griebel-Kruip]
Comme on respire
T. Magnier
Paris, 2003
Une heure, une vie
T. Magnier
Paris, 2004
Les mains libres
Denoël
Paris, 2004
Prince de naissance, attentif de nature
T. Magnier
Paris, 2004
[Ill. Katy Couprie]
Les reliques
Denoël
Paris, 2005
Présent?
Denoël
Paris, 2006
Le Ramadan de la parole
Actes Sud junior
Arles, 2007
Ça t’apprendra à vivre
Actes Sud
Arles, 2007
Pourquoi pas moi?
Hachette
2008
Übersetzerin: Rosemarie Griebel-Kruip