Janne Teller
Janne Teller wurde 1964 in Kopenhagen geboren und hat österreichisch-deutsche Wurzeln. Nach ihrem Abschluss in Volkswirtschaftslehre an der Universität von Kopenhagen 1988 und bevor sie sich 1995 ganz aufs Schreiben konzentrierte, war sie im Bereich Konfliktbewältigung und humanitäre Hilfe und Entwicklung in vielen Ländern von Bangladesch bis Simbabwe tätig, für einige Jahre auch in Mosambik und Tansania. Sie lebte außerdem in Frankreich, Belgien und Italien. Teller hat vier Romane und eine Vielzahl von Kurzgeschichten und politisch-philosophischen Essays veröffentlicht, die nicht selten kontroverse Diskussionen auslösten.
Ihr Debüt, die zeitgenössische nordische Saga »Odins Ø« (1999; dt. »Odins Insel«, 2002) wurde von der Kritik gefeiert. Bereits hier diskutiert die Autorin zentrale Themenaspekte ihres nachfolgenden Werks, zu denen sowohl religiöser und politischer Fanatismus als auch die soziale Verantwortung des Einzelnen und der Gemeinschaft gehören. Mit ihrem Roman »Intet« (2000; dt. »Nichts – Was im Leben wichtig ist«, 2010) für junge Erwachsene vertieft sie ihre Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und der Entstehung von Bedeutung sowie individuellen und gesellschaftlichen Werten. Provozierend stellt sie in dieser Geschichte die Frage, ob unser konventionelles Verständnis von »Bedeutung« nicht einfach nur eine Illusion und keinesfalls intersubjektiv oder gar objektivierbar sei. »Nichts bedeutet irgendwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendwas zu tun.« Mit diesen Worten lässt der Schüler Pierre-Anthon innerhalb weniger Momente die Kleinstadtidylle seines Wohnorts zerbrechen und löst eine Kette von Ereignissen aus, in deren Verlauf seine Mitschüler ihren Worten brutale Gewalt folgen lassen, um zu versuchen, den vom gesellschaftlich normierten Verhalten abweichenden Mitschüler zu überzeugen. Mit »Kattens tramp« (2004; dt. »EUROPA. Alles was dir fehlt«, 2011) erweitert sie das Themenspektrum ihres Werks um Aspekte der europäischen Identität sowie der Bedeutung von Geschichte in Zeiten des Friedens und des Kriegs, erzählt in einer tragischen Liebesgeschichte. In ihrem jüngsten Roman »Kom« (2008; dt. »Komm« 2012) bringt sie uns dazu, die Grenzen der Freiheit ethischer Entscheidungen in unserer gegenwärtigen, wettbewerbsorientierten Zivilisation zu überdenken.
Neben zahlreichen anderen nationalen und internationalen Auszeichnungen erhielt ihr Jugendroman »Intet«, der nach seinem Erscheinen sogar zeitweise zensiert wurde, bereits kurze Zeit später vom Dänischen Kulturministerium den Best Children’s Book Prize 2001, den renommierten Prix Libbylit 2008 als bestes Jugendbuch des französischsprachigen Raums und überdies 2011 den Michael L. Printz Award in Amerika. Janne Teller lebt in New York.
© internationales literaturfestival berlin
Odins Insel
Goldmann
München, 2002
[Ü: Hanne Hammer]
EUROPA. Alles was dir fehlt
btb
München, 2008
[Ü: Hanne Hammer]
Nichts – Was im Leben wichtig ist
Hanser
München, 2010
[Ü: Sigrid C. Engeler]
Krieg – Stell dir vor, er wäre hier
Hanser
München, 2011
[Ü: Sigrid C. Engeler]
Komm
Hanser
München, 2012
[Ü: Peter Urban-Halle]
www.janneteller.dk