Jan Novák
- Tschechische Republik, USA
- Zu Gast beim ilb: 2019
Der tschechisch-amerikanische Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor Jan Novák wurde 1953 in Kolín geboren. Seine Familie floh 1969 aus der Tschechoslowakei, kam zunächst in ein österreichisches Flüchtlingslager und gelangte schließlich 1970 nach Cicero in Illinois.
Novák studierte an der University of Chicago, wo er vom tschechisch-amerikanischen Verleger Josef Škvorecký entdeckt wurde, der Nováks erstes Buch »Striptease Chicago« (1983) veröffentlichte. Die Kurzgeschichten handeln vom Leben tschechischer Einwanderer in Amerika; die Dialoge spiegeln ihre Neigung wider, die tschechische und die englische Sprache zu einem regelwidrigen Czenglisch zu vermischen. Fortan schrieb Novák auf Englisch. 1985 erschien sein Roman »The Willys Dream Kit«, den sein Verleger für den Pulitzer Prize vorschlug. Er erzählt die Geschichte eines jungen Freigeists, der zum Betrüger und Spieler wird; sie setzt während der nationalsozialistischen Besetzung der Tschechoslowakei ein und endet mit dem Tod des Protagonisten in den USA und basiert vage auf der Biografie seines Vaters. Nováks zweiter Roman »The Grand Life« (1987) ist eine Parodie auf die Unternehmens- und IT-Kultur in Chicago. Das mit dem Carl Sandburg Literary Award ausgezeichnete Sachbuch »Commies, Crooks, Gypsies, Spooks & Poets« (1995) schildert seine Erfahrungen während eines einjährigen Aufenthalts in Prag 1992/93. Novák ist außerdem Koautor der Autobiografie von Miloš Forman, die 1993 unter dem Titel »Turnaround« erschien und in 22 Sprachen übersetzt wurde. 2004 veröffentlichte er seinen »wahren Roman« »So Far, So Good« über die Mašín-Brüder, die gewaltsam gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei kämpften und 1953 nach West-Berlin flohen, womit sie die größte Fahndungsaktion in der Geschichte der DDR-Volkspolizei auslösten. Es folgten die Romane »Děda« (2006; Ü: Großvater) und »Aljaška« (2011; Ü: Alaska) sowie die Interviewbände »Za vodou« (2009; Ü: Unter Wasser) und »Život mimo kategorie« (2015; Ü: Ein Leben jenseits aller Kategorien). Zusammen mit Jaromír Švejdík lieferte er »Zátopek« (2016) und mit »Zatím dobrý« (2018; dt. »Tschechenkrieg«, 2019) eine Comicversion seines Romans.
Novák schrieb außerdem Theaterstücke wie »Tschechen« (1979), »Axtmörder in St. Petersburg« (2000) und »Tolstoi und Geld« (2009) sowie die Drehbücher zu »Báječná léta pod psa« (»Wonderful Years that Sucked«, 1990), der auf einem autobiografischen Roman von Michal Viewegh basiert und die Geschichte einer tschechischen Familie von 1963 bis zur Samtenen Revolution erzählt, und für den slowakischen Film »Nedodržený slib« (2009), der für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert war. Mit seinem Sohn Adam drehte er zwei Dokumentarfilme über Václav Havel. Für sein Werk wurde Novák sowohl in den USA als auch in Tschechien mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Magnesia-Litera-Preis 2005. Er lebt in Prag und Chicago.
Striptease Chicago
68 Publishers
Toronto, 1983
The Willys Dream Kit
Harcourt Brace Jovanovich
New York, 1985
The Grand Life
Poseidon Press
New York, 1987
Commies, Crooks, Gypsies, Spooks & Poets
Thirteen Books of Prague in the Year of the Great Lice Epidemic
Steerforth
Hanover, 1995
Za vodou
Nakladatelství Franze Kafky
Prag, 2009
Tschechenkrieg
[Ill.: Jaromír Švejdík]
Voland & Quist
Dresden/Leipzig, 2019
[Ü: Mirko Kraetsch]