Jakob Ziguras
- Australien, Polen
- Zu Gast beim ilb: 2017
Jakob Ziguras wurde 1977 als Sohn polnisch-griechischer Eltern in Wrocław geboren und kam 1984 nach Australien. Er studierte zunächst Kunst und wechselte dann zu Philosophie, seinen Abschluss machte er an der University of Sydney.
Seine Lyrik erschien zunächst in australischen und internationalen Zeitschriften. Sein erster Gedichtband »Chains of Snow« (2013; Ü: Fesseln des Schnees) stand auf der Shortlist des Prime Minister’s Literary Award 2014, zwei Jahre später erschien »The Sepia Carousel« (2016; Ü: Karussell in Sepia). Die Themenvielfalt von Ziguras’ Gedichten ist dabei groß: von den Visionen des jungen Pharaos Echnaton über Orpheus’ Blick zu Eurydike und Aristoteles auf dem Totenbett bis zu Landschaften in Polen und anderswo. Souverän im Bilden von Reim und Metrum, gestaltet Ziguras seine Gedichte sehr dynamisch: Er schreibt im Blankvers, in schwach gereimten Formen, die sich seinen Themen anpassen, oder verzichtet manchmal auch auf metrische und klangliche Bindungen. Seine eindrücklichen Bilder sind durchsetzt von der Gewissheit der Sterblichkeit, einem unterschwelligen Gefühl der Ungerechtigkeit und der Hoffnung auf Erneuerung. Nachdem er einen Essay von Adam Zagajewski über den polnischen Dichter Stanisław Barańczak (1946–2014), einen der bedeutendsten Vertreter der Nowa Fala (Neue Welle) der sechziger Jahre, übersetzt hatte, schrieb Ziguras seinen Zyklus »Snow Like Wool, Frost Like Ashes« (Ü: Schnee wie Wolle, Frost wie Asche), den er Barańczak widmete. Die Gedichte entstanden in Auseinandersetzung mit seiner Muttersprache sowie im Ringen mit dem zu übersetzenden, ausdrucksstarken Text, den poetischen und philosophischen Problemen des Übersetzens selbst und wurden im Rahmen des Lyrik-Projekts »Rhyming the Dead« im Radio gesendet. Ziguras sah im Ansatz des Projekts »einen Handel mit dem Toten, was in gewisser Weise ein Übersetzungsmodell ist. Das erinnert mich an Walter Benjamins Konzeption der Übersetzung als ›Überleben‹ des Originals. Ist unsere Beziehung zu dem Toten – oder zu einem Text, nach dem Ableben des Autors – so beschaffen, dass wir einige Reste retten und über den Fluss der Vergesslichkeit tragen?«
Ziguras’ Gedichte erschienen außerdem in einer Reihe von Anthologien, darunter »Contemporary Australian Poetry« (2016), »The Best Australian Poems« (2014/2015) und »Incroci di poesia contemporanea 2010–2015« (2015). Er wurde 2013 mit dem David Harold Tribe Poetry Award und 2011 mit dem Harri Jones Memorial Prize ausgezeichnet. 2016 war er Writer in Residence im Château de Lavigny. Anschließend hielt er sich in seiner Geburtsstadt Wrocław auf, wo er an seinem dritten Buch »Venetian Mirrors« (Ü: Venezianische Spiegel) sowie den Übersetzungen diverser polnischer Lyriker arbeitete. Der Autor lebt in Wrocław.
Chains of Snow
Pitt Street Poetry
Sydney, 2013
The Sepia Carousel
Pitt Street Poetry
Sydney, 2016