Isaac Rosa
- Spanien
- Zu Gast beim ilb: 2009
Isaac Rosa, geboren 1974 in Sevilla, studierte Publizistik in Badajoz. Sein erster Roman »La malamemoria « (Ü: Das schlechte Gedächtnis) erschien 1999. Eine überarbeitete Version seines Debüts als Romancier wurde 2007 unter dem programmatischen Titel »¡Otra maldita novela sobre la guerra civil!« (Ü: Noch ein verdammter Roman über den Bürgerkrieg!) herausgegeben, der selbstironisch auf die »Inflation an Büchern über den Bürgerkrieg« in der spanischen Literatur der letzten Jahre verweist. Im Zentrum des Werks steht die Suche eines Schriftstellers nach einem während des Spanischen Bürgerkriegs verschwundenen Dorf, von dessen einstiger Existenz nichts mehr bekannt zu sein scheint. Auf den ursprünglichen Text folgt jeweils am Ende der Kapitel der kritische Kommentar eines fiktiven Lesers, der sowohl formale als auch inhaltliche Schwächen des Romans ins Visier nimmt. Bei diesem selbstreflexiven Verfahren fungiert der Autor so als Kritiker seines eigenen, Jahre zuvor geschriebenen Romans.
International bekannt wurde Rosa mit seinem preisgekrönten zweiten Roman »El vano ayer« (2004; dt. »Das Leben in Rot«, 2008), der sich ebenfalls mit der jüngeren spanischen Geschichte befasst. In einer vielschichtigen fiktionalen Untersuchung geht der Autor den Schicksalen des Literaturprofessors Julio Denis und eines gegen die Franco-Diktatur engagierten Studenten nach. Beide verschwinden spurlos während der Madrider Studentenunruhen Ende der 1960er Jahre. Zahlreiche Erzählerstimmen schildern in Rosas »Radiographie des Franco-Regimes« (»Frankfurter Allgemeine Zeitung«) die Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass verschiedene Versionen der Geschichte entworfen werden. Es entsteht ein enges Erzählnetz, das nicht allein eine Episode aus dem franquistischen Überwachungsstaat nachzeichnet, sondern mithilfe von ironischen und selbstreflexiven Passagen über den Entstehungsprozess des Romans zugleich den Prozess des Erinnerns einblendet. Rosas besonderes Interesse gilt dabei der Befreiung der Erinnerung von gängigen Klischees und Stereotypen, die einen Großteil von Romanen und Filmen prägen und die »unser historisches Bewusstsein in ungeahnten Ausmaßen korrumpieren, indem eine ekelerregende Nostalgie an die Stelle unserer Erinnerung gesetzt wird«.
Rosas zuletzt erschienener Roman »El país del miedo« (2008; Ü: Das Land der Angst) reflektiert die Ängste der Menschen in modernen Gesellschaften. Die Ängste des Protagonisten Carlos, der mit seiner Frau und seinem Sohn Pablo in einem herkömmlichen Wohngebiet einer großen Stadt lebt, konkretisieren und verselbständigen sich, als er erfährt, dass Pablo von einem Mitschüler malträtiert wird. In klarer Sprache und nüchternem Stil werden nicht nur die Ursprünge alltäglicher Furcht und die Mechanismen ihrer Verbreitung untersucht, sondern auch die Nutznießer in den Blick genommen. Der Autor wurde u.a. mit den renommierten Preisen Premio Rómulo Gallegos (2005) und Premio Fundación José Manuel Lara (2009) ausgezeichnet. Er hat zwei Töchter und lebt in Madrid.
© internationales literaturfestival berlin
La mala memoria
Del Oeste Ediciones
Badajoz, 1999
¡Otra maldita novela
sobre la guerra civil!
Editorial Seix Barral
Barcelona, 2007
Das Leben in Rot
Frankfurter Verlagsanstalt
Frankfurt/Main, 2008
[Ü: Ralph Amann]
El país del miedo
Editorial Seix Barral
Barcelona, 2008