Irvine Welsh
Irvine Welsh wurde 1958 in Leith am Rande von Edinburgh geboren. Dort wuchs er im Arbeitermilieu auf und begann mit 16 eine Ausbildung als Fernsehtechniker. Als ihm ein Elektroschock diese Arbeit vergällte, kehrte er Edinburgh den Rücken, ging nach London und wurde dort Teil der Punkszene; er spielte als Gitarrist und Sänger in diversen Bands. Während des Baubooms in den Achtzigern renovierte er heruntergekommene Wohnungen und verkaufte sie gewinnbringend weiter. Daneben studierte er Informatik. Nachdem er genug von der englischen Metropole hatte, kehrte er in seine Heimatstadt zurück, jobbte dort beim städtischen Bauamt und machte einen MBA an der Heriot Watt University. Nebenbei verfasste er ab 1991 Kurzgeschichten, die in »New Writing Scotland« und anderen Magazinen abgedruckt wurden.
In dem Literaturmagazin »Rebel Inc.« veröffentlichte er vorab auch einzelne Teile seines späteren Romandebüts, mit dem er auf einen Schlag berühmt wurde: »Trainspotting« (1993; dt. 1996). Das mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors gewürzte Porträt einer Gruppe junger Heroinabhängiger im Edinburgh der Achtziger wurde von der etablierten Literaturszene damals sehr kontrovers aufgenommen. Dies tat jedoch dem Erfolg des Romans keinen Abbruch: Auf Bühnenadaptionen folgte die Verfilmung durch Danny Boyle, die Welsh weit über die britischen Grenzen hinaus bekannt machte. Auch seine anderen Veröffentlichungen als Schriftsteller, darunter mittlerweile sechs weitere Romane, mehrere Bände mit Kurzgeschichten und Novellen sowie Theaterstücke und Drehbücher, stellen soziale Problemlagen in den Vordergrund, die mit schwarzem Humor unterhaltsam und zugleich prägnant ausgeleuchtet werden. So handelt sein dritter Roman »Filth« (1998; dt. »Drecksau« 1999) von einem rassistischen und korrupten schottischen Polizisten. »Porno« (2002; dt. 2004) nimmt die Sexindustrie aufs Korn. Andere Werke des Autors werfen Schlaglichter auf das Milieu der Fußballhooligans oder der Nachtclubs, befassen sich mit Wohnungsnot, mit Klassenschranken, mit unterdrückter Homosexualität, mit Ausbeutung oder mit sexuellem Missbrauch, wie sein zuletzt erschienener Roman »Crime« (2008; dt. 2011). Welshs literarisches Schaffen lässt thematisch und sprachlich Einflüsse amerikanischer Autoren wie William S. Burroughs und Charles Bukowski erahnen. Sein Fokus liegt allerdings dezidiert auf Schottland ab etwa 1960, was sich auch in seinem regen Gebrauch schottischer Alltagssprache widerspiegelt.
Irvine Welsh ist »einer der bedeutendsten Literaten Großbritanniens. Er schreibt kraftvoll mit Stil, Imagination und Witz«, urteilt Schriftstellerkollege Nick Hornby. Werke des Autors wurden für den Booker Price und für den Saltire Society Scottish Book of the Year Award nominiert. Für »Trainspotting« wurde Welsh der Scottish Arts Council Book Award verliehen. Der Autor lebt in Edinburgh.
© internationales literaturfestival berlin
Trainspotting
Rogner und Bernhard
Frankfurt a. M., 1996
[Ü: Peter Torberg]
Drecksau
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 1999
[Ü: Clara Drechsler u. Harald Hellmann]
Porno
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2004
[Ü: Clara Drechsler u. Harald Hellmann]
Dann lieber gleich arbeiten
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2009
[Ü: Clara Drechsler u. Harald Hellmann]
Crime
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2011
[Ü: Clara Drechsler u. Harald Hellmann]