Inés Garland
- Argentinien
- Zu Gast beim ilb: 2013
Inés Garland wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Bereits als Kind las sie viel und schrieb im Alter von elf Jahren ihre erste Kurzgeschichte. Mit 16 stand Schriftstellerin endgültig als ihr Berufswunsch fest, doch erst mit 38 Jahren wagte sie sich mit ihren Texten an die Öffentlichkeit. Bis dahin arbeitete sie u. a. als Au-pair, Platzanweiserin, Kellnerin, Fitnesstrainerin und Fernsehproduzentin und schloss außerdem eine Ausbildung in Reflexologie und Bewerbungstherapien ab. Zudem war sie für verschiedene argentinische Zeitschriften als Journalistin tätig. Nach verschiedenen Auszeichnungen, u. a. 1998 für ihre Kurzgeschichte »El Remolino« (Ü: Der Strudel), reichte sie ihre Texte beim Alfaguara-Verlag ein. Mit »El rey de los centauros« (2006; Ü: Der König der Zentauren) wurde dort schließlich ihr erster Roman veröffentlicht. Daneben sind inzwischen mit der Kurzgeschichtensammlung »Una reina perfecta« (Ü: Eine perfekte Königin) und dem Jugendbuch »Piedra, papel o tijera« (2009; dt. »Wie ein unsichtbares Band«, 2013) zwei weitere Bücher von ihr erschienen. Zudem wurden ihre Kurzgeschichten »Los dulces sueños están hechos de esto« (Ü: Woraus die süßen Träume gemacht sind), »Azul Turquesa« (Ü: Türkisblau), »La novia de Sandokan« (Ü: Die Braut von Sandokan) und »Las otras islas« (Ü: Die anderen Inseln) in Anthologien publiziert.
»Piedra, papel o tijera« ist das erste Buch von Garland, das auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Sensibel und nuanciert erzählt sie eine Coming-of-Age-Geschichte, die in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur spielt. Meisterhaft versteht sie es, die Gefühle der heranwachsenden Hauptfigur darzustellen, die hin- und hergerissen ist zwischen Liebe, Sehnsucht und Melancholie auf der einen und Welterkenntnis, Verlustangst und Sprachlosigkeit auf der anderen Seite. Garland deutet den politischen Hintergrund der Ereignisse oft nur an, vieles bleibt bewusst vage oder unklar. Wichtiger ist ihr zu erzählen, was politische Entwicklungen und Konflikte für die betroffenen Menschen und deren Beziehungen zueinander bedeuten. All dies schildert Garland auf eine sehr poetische Weise. Auch in der Kurzgeschichte »Las otras islas« verwebt sie politische Ereignisse mit einem persönlichen Schicksal: Die 13-jährige Hauptfigur verbringt die Sommerferien 1982 auf einer Insel am Río de la Plata, bis eine sich abzeichnende Liebesgeschichte durch den Falklandkrieg eine unvorhergesehene Wendung nimmt.
»Piedra, papel o tijera« wurde 2009 von der argentinischen IBBY-Sektion als Bester Roman ausgezeichnet und außerdem im April 2013 in die Monatsliste »Die besten sieben Bücher für junge Leser« vom Deutschlandfunk aufgenommen. Heute arbeitet Garland als Lehrerin für Kreatives Schreiben in Argentinien und Chile, hält Vorlesungen und arbeitet für staatliche Leseförderungsprogramme für junge Menschen. Daneben übersetzt sie auch Texte anderer Autoren aus dem Englischen ins Spanische. Inés Garland lebt in Buenos Aires.
El Rey de los Centauros
Alfaguara
Buenos Aires, 2006
Una Reina Perfecta
Alfaguara
Buenos Aires, 2008
Wie ein unsichtbares Band
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2013
[Ü: Ilse Layer]