Ignacio Padilla wurde 1968 in Mexiko-Stadt geboren. Er studierte dort sowie in Südafrika und Edinburgh Kommunikations- und Literaturwissenschaften und promovierte 1998 in Salamanca über Miguel de Cervantes. Mitte der neunziger Jahre arbeitete er als redaktioneller Leiter der mexikanischen Ausgabe der Zeitschrift »Playboy« und schrieb regelmäßig Kolumnen für die Kulturbeilage »Sábado«. 2001 wurde er für zwei Jahre als Kulturattaché an die mexikanische Botschaft in London berufen. Der mexikanische Präsident Felipe Calderón ernannte ihn 2007 zum Direktor der Bibliothek »José Vasconcelos« in Mexiko-Stadt.
Seine literarische Laufbahn begann Padilla als Autor von Erzählungen, die in einem ersten Band mit dem Titel »Subterráneos« (1989; Ü: Unterirdische) veröffentlicht und mit dem Premio Alfonso Reyes ausgezeichnet wurden. Für seinen Debütroman, »Imposibilidad de los cuervos« (1994; Ü: Unmöglichkeit der Raben), wurde er mit dem Premio Juan Rulfo bedacht. 1996 gehörte Padilla zu den Unterzeichnern des »Manifiesto Crack«, welche die Erneuerung der lateinamerikanischen Literatur und den Bruch mit dem Magischen Realismus verkündeten. Dieses Manifest rief ein gemischtes Echo der Kritik hervor und führte dazu, dass die fünf jungen Schriftsteller, die es verfasst hatten, als »Generation« wahrgenommen und ihre – sehr unterschiedlichen – Werke immer wieder in diesem Zusammenhang rezipiert wurden.
Padillas narratives Werk zeichnet sich durch eine klare, schnörkellose Sprache sowie durch raffiniert konstruierte Geschichten aus, in denen oftmals Zeitgeschichte und Fiktion eng miteinander verknüpft sind, was auch seine literarische Vorliebe für Borges widerspiegelt. Sein Interesse an mitteleuropäischer Geschichte und Literatur fand Eingang in seinen Roman »Amphitryon« (2000), der in der Zeit zwischen den Weltkriegen in Deutschland und Österreich spielt. Der Autor erzählt hier die Geschichte zweier Männer, die während einer Schachpartie ihre Namen und Identitäten vertauschen. Jahre später macht sich der Sohn des einen auf die Suche nach der wahren Identität seines Vaters, eines Soldaten und Nazihelden. Padillas Roman »Espiral de artillería« (2003; Ü: Artilleriespirale) erzählt von einem Arzt, der unter einem kommunistischen Regime zum Denunzianten wird. Zuletzt veröffentlichte Padilla den Roman »La Gruta del Toscano« (2006; Ü: Die Grotte des Toskaners), der von der Kritik als Abenteuerroman mit Anklängen an Joseph Conrad und Dante bezeichnet wurde. Die Handlung ist im Himalaja angesiedelt, wo ein Sherpa den Eingang zu einer Höhle entdeckt, der sich als Eingang zu Dantes Inferno erweist.
Padilla ist auch Autor von Kinderbüchern und von Essays, darunter zuletzt »El diablo y Cervantes« (2005; Ü: Der Teufel und Cervantes). Die Vielfalt der literarischen Genres und die Zahl der Veröffentlichungen und Preise weisen ihn als einen der wichtigsten mexikanischen Autoren der Gegenwart aus. Sein Werk wurde in mehr als fünfzehn S pr achen übersetzt. Er lebt in Mexiko-Stadt.
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