Hari Kunzru
Hari Kunzru wurde 1969 als Sohn einer Engländerin und eines Inders in London geboren. Er wuchs in Essex auf und studierte Englisch, Philosophie und Literatur in Oxford und Warwick.
In seinem Romandebüt »The Impressionist« (2002; dt.: »Die Wandlungen des Pran Nath«, 2002) sucht der Sohn einer Inderin und eines Engländers nach seiner Identität zwischen den Kulturen. 2005 folgte Kunzrus zweiter Roman »Transmission« (dt. »Grayday«, 2005) über einen indischen IT-Spezialisten auf der Jagd nach dem »American Dream«. Als er in die USA übersiedelt, verliert er bereits nach einem Jahr seinen Job und rächt sich mit einem ins Netz eingeschleusten Virus, der weltweit Datennetze kollabieren lässt. Der Text berührt verschiedene aktuelle Themen der Zeit wie zum Beispiel die Probleme der modernen Kommunikationsgesellschaft, die Globalisierung oder den Neokolonialismus – getrennt von seiner Familie, wird der Protagonist des Romans zum Sklaven eines westlichen Unternehmens. Kunzrus dritter Roman »My Revolutions« (2007; dt. »Revolution«, 2008) handelt vom einem ehemaligen Terroristen, der dreißig Jahre, nachdem er sich eine erfolgreiche Existenz aufgebaut hat, erpresst wird. Der Titel von Kunzrus viertem Roman »Gods without Men« (2011; Ü: Götter ohne Menschen) ist eine Anspielung auf Honoré de Balzac. Die Handlung wird von Elementen des magischen Realismus dominiert und ist im Jahr 2008 in der kalifornischen Wüste angesiedelt, in der ein vierjähriger, autistischer Junge verschwindet. In der lebensbedrohlichen und gleichzeitig magischen Wüstenlandschaft verknüpft sich sein Schicksal mit dem von Randfiguren der Gesellschaft: einem verkommenen britischen Rockstar, der vor den Exzessen seines Lebens und seiner gescheiterten Beziehung flieht; einem ehemaligen Anhänger eines Außerirdischen-Kults, der von transzendenten Anrufungen heimgesucht wird; einem irakischen Flüchtling, der sich mit einem schwarzen Marineangehörigen anfreundet, während er bei einer militärischen Simulationsübung die Rolle eines »irakischen Dorfbewohners« spielt. 2017 erschien Kunzrus jüngster Roman »White Tears« (Ü: Weiße Tränen). Er erzählt von zwei jungen Männern unterschiedlicher sozialer Herkunft, die in New York als Musikproduzenten zusammenarbeiten. Die Begeisterung der beiden für einen alten, vermeintlich fiktiven Blues-Song führt zu einer Verkettung von Ereignissen, die tödlich endet: Es geht um die von Rassismus geprägte Geschichte der USA und das aktuell und kontrovers diskutierte Thema der kulturellen Aneignung.
Kunzrus Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Somerset Maugham Award und dem Betty Trask Prize, dem Pushcart Prize und dem British Book Award. 2003 wählte ihn die Literaturzeitschrift »Granta« zu einem der zwanzig besten britischen Romanautoren. Als freier Journalist schreibt er für verschiedene nationale und internationale Periodika, u. a. »New York Times«, »The Guardian«, »Daily Telegraph«, »Financial Times«, »Times of India« und »Wired«. Kunzru lebt in New York City.
Die Wandlungen des Pran Nath
Blessing
München, 2002
[Ü.: Benjamin Schwarz]
Grayday
Blessing
München, 2005
[Ü.: Benjamin Schwarz]
Revolution
Blessing
München, 2008
[Ü.: Wolfgang Müller]
Gods without Men
Hamish Hamilton
London, 2011
White Tears
Knopf
New York, 2017
www.harikunzru.com