Hannah Sullivan
- Großbritannien
- Zu Gast beim ilb: 2024
Hannah Sullivan, geboren 1979, ist eine britische Akademikerin und Lyrikerin. Sie studierte Altphilologie, Komparatistik, Kulturwissenschaften und wurde an der Harvard University in englischer und amerikanischer Literatur promoviert. Nachdem sie als Assistant Professor an der Stanford University tätig war, unterrichtet sie seit 2012 als Associate Professor am New College in Oxford.
2013 veröffentlichte sie ihre Studie »The Work of Revision« (Ü: Die Praxis des Überarbeitens), in der sie die These vertritt, dass die Herausbildung der literarischen Moderne mit ihren spezifischen Schreibweisen nicht denkbar gewesen wäre ohne ein damals neues Verständnis vom Um- und Überarbeiten, das unsere literarische Praxis bis heute prägt.
2018 erschien Sullivans erster Lyrikband »Three Poems« (2018; Ü: Drei Gedichte), der noch im selben Jahr mit dem renommierten T. S. Eliot Prize und für das beste Lyrikdebüt Großbritanniens und Irlands dem John Pollard International Prize ausgezeichnet wurde. In drei Langgedichten widmet Sullivan sich fundamentalen Lebenserfahrungen: dem Leben als junge Erwachsene in einer amerikanischen Großstadt, der Geburt eines Kindes, dem Tod eines Elternteils. Ihre so kunst- wie humorvollen Texte sind wegen ihres oft erzählerischen Charakters äußerst zugänglich und zeichnen sich durch einen großen Formenreichtum aus. So finden sich in dem Band etwa gereimte Couplets und Quartette, Terzinen, aber auch freie Verse und lange freie Verszeilen. Die »New York Times« schreibt über »Three Poems«: »Man folgt dieser Autorin, wohin auch immer sie einen führt.«
Auch Sullivans zweiter Gedichtband, »Was It for This« (2023; Ü: War dies der Grund), besteht aus drei Langgedichten. Das Foto auf dem Cover – die Autorin als kleines Mädchen, das einen Spielzeuglastwagen vor dem Haus ihrer Kindheit zieht – verdeutlicht den Fokus des Buches auf Psychogeographie. Das erste Gedicht, »Tenants« (Ü: Mieter), ist eine Elegie für die Opfer des Brandes im Londoner Grenfell Tower, bei dem 2017 72 Menschen ums Leben kamen; die Autorin, die kurz zuvor Mutter geworden war, wohnte zum Zeitpunkt der Katastrophe ganz in der Nähe. Die anderen beiden Stücke, eines eine autobiografische Abhandlung in Prosa, das andere eine sorgfältig ausgearbeitete jambische Meditation über die Suche nach dem genauen Mittelpunkt des Lebens, erforschen, wie wir in Raum und Zeit existieren und spielen in den Vororten von West-London.
Hannah Sullivan lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Oxford.
Stand: April 2024
The Work of Revision
Harvard University Press
Cambridge, 2013
Three Poems
Faber and Faber
London, 2018
Farrar, Straus and Giroux
New York, 2020
Was It for This
Faber and Faber
London, 2023
Farrar, Straus and Giroux
New York, 2023