Hamish Clayton
- Neuseeland
- Zu Gast beim ilb: 2012
Hamish Clayton wurde 1977 in Napier, Neuseeland, geboren. Nach dem Schulabschluss ging er nach Wellington, wo er sich mit verschiedenen unterbezahlten Jobs durchschlug, um seine wenig erfolgreiche Karriere als Maler zu finanzieren. Schließlich entschloss er sich zum Anglistikstudium an der Victoria University in Wellington. Sein Hauptinteresse galt neuseeländischen Themen. Seine Magisterarbeit schrieb er über Dylan Horrocks »Hicksville: A Comic Book« (1998). Dabei diskutierte er nicht nur den Graphic-Novel-Autor selbst, sondern auch die Kunst- und Literaturgeschichte Neuseelands. Bereits während seines Studiums veröffentlichte Clayton Kritiken und Rezensionen in »Art New Zealand«, »New Zealand Books« und anderen Blättern.
Sein erster Roman »Wulf« erschien 2011 und erzählt von den Geschäften des englischen Händlers John Stewart mit dem Ngati-Toa-Häuptling Te Rauparaha, die 1830 zum berüchtigten Massaker von Akaroa an der Ostküste der South Island führten. Die fiktiven Berichterstatter sind zwei Seeleute an Bord von Stewarts Handelsschiff. Der Roman selbst greift Immer wieder auf das aus dem 10. Jahrhundert stammende angelsächsische Gedicht »Wulf and Eadwacer« zurück. Dieses steht hier als Metapher für die postkoloniale Raumpolitik Neuseelands und die Momente, in denen Fiktion und Historie miteinander verschmelzen. Von der Kritik wurde »Wulf« mit großer Begeisterung aufgenommen. Der »New Zealand Listener« lobte es für »den Umgang mit und das originäre Engagement für die neuseeländische Geschichte«. Murray Bramwell hob die intensive, lyrische Prosa des Werks hervor und beschrieb den Roman in »New Zealand Books« als »fantasiereich und selbstbewusst, in frischer Lyrik geschrieben und fesselnd in seiner sich entfaltenden Narration«. 2012 gewann das Buch den NZSA Best First Book Award for Fiction. Jurypräsident Chris Bourke begründete die Entscheidung damit, dass »Wulf« eines der bemerkenswertesten Debüts jüngerer Zeit sei: »Hamish Claytons Erstling ist ungemein poetisch und von großer Fantasie und Kraft. Ereignisse, die im frühen 19. Jahrhundert Neuseeland bewegten, werden bei ihm zu Mythen und Metaphern.« Clayton schreibt aktuell an seiner Dissertation über das lange vernachlässigte Werk des neuseeländischen Autors David Ballantyne. Dabei konzentriert er sich insbesondere auf Ballantynes 1968 entstandenen Roman »Sydney Bridge Upside Down« (Ü: Die Brücke von Sydney auf den Kopf gestellt). Dieser wurde, wenngleich häufig als Meisterwerk neuseeländischer Fiktion bezeichnet, nie ausreichend von Kritik und Wissenschaft gewürdigt.
Clayton erhielt für »Wulf« zahlreiche universitäre Stipendien und Preise wie 2012 den New Zealand Post Book Award. Aktuell schreibt er an seinem zweiten Roman, der in der Gegenwart spielt, doch wiederum das Erzählen selbst thematisiert und das Spiel von Metapher und Wirklichkeit aufgreift. Der Autor lebt in Wellington.
© internationals literaturfestival berlin
Wulf
Penguin New Zealand
Auckland, 2011