Hamid Sulaiman
- Frankreich, Syrien
- Zu Gast beim ilb: 2017
Der Maler und Illustrator Hamid Sulaiman wurde 1986 in Damaskus geboren. Ab 2005 studierte er Architektur und Kunst an der Universität seiner Geburtsstadt und schloss sein Studium 2010 ab. Danach arbeitete er in Syrien als Grafiker. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 geriet er für kurze Zeit in Haft, schließlich floh er über Jordanien nach Ägypten und von dort aus weiter nach Deutschland und Frankreich.
Mit seiner Graphic Novel über den Syrienkrieg »Freedom Hospital« (2017), an der er vier Jahre arbeitete, legt Suleiman sein erstes Buch vor. Das »dunkle Meisterwerk über den Weltkrieg vor unserer Tür« (Tobias Rapp, »Der Spiegel«) erzählt von einem Untergrund-Krankenhaus in Syrien im Jahr 2012, in dem eine Pazifistin verwundete Rebellen versorgen lässt. Sie will damit den Aufstand unterstützen, der an diesem Ort von Abu Taysir, einem Angehörigen der Freien Syrischen Armee, angeführt wird. Auch wenn der Ort der Handlung frei erfunden ist, ließ sich Sulaiman für die Charaktere seiner Graphic Novel von realen Personen inspirieren, deren Biografien äußerst verschieden sind: Neben dem behandelnden Arzt sind dies die Köchin des Krankenhauses, die vor ihrer sunnitischen Familie geflohen ist, ein Patient, der sich als Spion des Assad-Regimes erweist, und eine französische Journalistin, die über den Konflikt eine Dokumentation drehen will. Wie Sulaiman in einem Interview sagte, wurde er beim Schreiben seines Buchs von Comicautoren wie Art Spiegelman, Marjane Satrapi, Joe Sacco und Alan Moore beeinflusst und nahm sich für die visuelle Gestaltung Künstler wie Will Eisner, Frank Miller und Hugo Pratt zum Vorbild. Für Sulaiman ist die Kunstform der Graphic Novel ein einfaches und, im Vergleich zu anderen Medien wie beispielweise dem Film, ein eher kostengünstiges Mittel, mithilfe von Bildern seine Beobachtungen und Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Die Spaltung der syrischen Gesellschaft gibt Sulaiman in seiner Graphic Novel mit expressiven Bildern in Schwarz-Weiß wieder, und damit ist sein Buch »eine starke Antwort auf Propagandabilder, wie sie der IS oder das syrische Staatsfernsehen verbreiten […] – mit deutlich antiautoritärer Handschrift. […] ›Freedom Hospital‹ ist ein Monument der Unbeugsamkeit, der Rebellion, der Verweigerung und der Erinnerung – an eine revolutionäre Bewegung, die es im Moment des Betrachtens so schon nicht mehr gibt« (Andreas Fanizadeh, »taz«).
Nach seinem Erstling plant Sulaiman als Nächstes eine Geschichte über Abu Taysir, einen der Charaktere aus »Freedom Hospital«, der das Massaker von Hama im Jahr 1982 miterlebte. Damals kamen bei den Angriffen der syrischen Armee schätzungsweise 30 000 Menschen ums Leben. Sulaimans Arbeiten wurden international in Städten wie Berlin, Paris, Kairo, Wien, Bonn, Dresden, London und Mailand ausgestellt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin und Paris.
Freedom Hospital
Hanser Berlin
Berlin, 2017
[Ü: Kai Pfeiffer]