Mohsin Hamid
Mohsin Hamid wurde 1971 in Lahore geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in den USA, wo sein Vater an der Stanford University tätig war. Nachdem die Familie nach Pakistan zurückgekehrt war, besuchte er die Lahore American School. Anschließend studierte er an der Princeton University, wo u. a. Joyce Carol Oates und Toni Morrison unterrichteten. In einem Workshop unter der Leitung Morrisons verfasste er eine erste Fassung, woraus sein Debütroman werden sollte. Er schloss sein dortiges Studium summa cum laude ab. Einen weiteren Abschluss erwarb er an der Harvard Law School. In der Folgezeit arbeitete er in New York als Unternehmensberater bei McKinsey & Company.
Währenddessen nahm er sich Auszeiten, um seinen literarischen Erstling »Moth Smoke« (2000; dt. »Nachtschmetterlinge«, 2002) fertigzustellen: ein formal wie inhaltlich ambitioniertes Debüt, das Erzählinstanzen und Handlungsstränge miteinander verwebt. Vor allem die unmittelbar im Präsens verankerte Stimme des Icherzählers verleiht dem dezidiert zeitgenössischen Roman, in dessen Mittelpunkt ein Gerichtsprozess steht, seine besondere Verve. Der Roman wurde von Azfar Ali unter dem Titel »Daira« verfilmt und als erster experimenteller Film im pakistanischen Fernsehen bezeichnet. Hamids zweiter Roman »The Reluctant Fundamentalist« (2007; dt. »Der Fundamentalist, der keiner sein wollte«, 2007) wurde zu einem internationalen Bestseller. Abermals ist es der individuelle Ton des Protagonisten, der den Leser einnimmt – Changez, der in einem Café in Lahore monologisierend, immer an der Schwelle zu einem nie zustande kommenden Dialog von einer Liebesaffäre erzählt, von dem Argwohn, den er nach dem 11. September erfahren hat, wie er schließlich seinen Job verloren hat und von Amerika nach Pakistan kam. Dieser Roman wurde von Mira Nair verfilmt. Hamids Roman »How to Get Filthy Rich in Rising Asia« (2013; dt. »So wirst du stinkreich im boomenden Asien«, 2013) übernimmt die direkte Anrede des Lesers aus dem Genre der Selbsthilfe- und Karriereratgeber, welche er zusammen mit den ökonomischen Tatsachen und kulturellen Gegebenheiten persifliert, die solcherlei erst hervorbringen. Virtuos erzählt er vom Aufstieg eines namenlosen Jungen und einem maßlosen Wirtschaftssystem, in dem Wasser zur Handelsware wird. In seinem jüngsten Roman »Exit West« (2017; dt. 2017) widmet sich Hamid dem zentralen geopolitischen Thema unserer Zeit, der Flüchtlingsproblematik, und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt: In einem muslimisch geprägten Land findet ein ungleiches Paar zusammen und muss schließlich auf Druck von außen auswandern.
Hamid schreibt regelmäßig u. a. für »The New York Times«, »Time Magazine«, »The Guardian« sowie »The New Yorker« und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Betty Trask Award, dem Ambassador Book Award, dem Anisfield-Wolf Book Award sowie dem Asian American Literary Award. Hamid lebt in Lahore.
Nachtschmetterlinge
dtv
München, 2002
DuMont
Köln, 2013
[Ü: Thomas Mohr]
Der Fundamentalist, der keiner sein wollte
Hoffmann und Campe
Hamburg, 2007
[Ü: Eike Schönfeld]
So wirst du stinkreich im boomenden Asien
DuMont
Köln, 2013
[Ü: Eike Schönfeld]
Discontent and Its Civilisations
Despatches from Lahore
Hamish Hamilton
New York & London, 2014
Exit West
DuMont
Köln, 2017
[Ü: Monika Köpfer]