Hallgrimur Helgason
Hallgrímur Helgason wurde 1959 in ReykjavÍk geboren. Er studierte Malerei an der Hochschule für Kunst und Gewerbe in Reykjavík sowie an der Münchner Kunstakademie. Seit der Beendigung seines Studiums 1982 ist er als freier Künstler, Comic-Zeichner und Autor tätig. Seine Arbeiten als bildender Künstler, vorwiegend Gemälde und Zeichnungen, wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Sein erster Roman »Hella« erschien 1990. Der literarische Durchbruch gelang Helgason schließlich mit seinem dritten Roman »101 Reykjavík« (1996; dt. 2002). Mit dieser Erzählung eines postmodernen Vagabunden begründete Helgason seinen Ruf als skurriler und schwarzhumoriger Erzähler. Eine noch größere und vor allem internationale Popularität erlangte der Roman nach seiner gelungenen Verfilmung im Jahr 2002. Seitdem gehört Hallgrímur Helgason zu den meistgelesenen Schriftstellern Islands. Sein nächster Roman »Höfundur Íslands« (2001; dt. »Vom zweifelhaften Vergnügen, tot zu sein«, 2005) ist nicht minder skurril, wenn auch ungleich komplexer: Darin erwacht ein vergreister Schriftsteller nach seinem Tod in einer Welt auf, die er nach und nach als die seiner eigenen Romane wiedererkennt. Isländische Leser entdeckten in der Figur des vergreisten Schriftstellers den Nobelpreisträger Halldór Laxness, dessen Werk die isländische Literatur über Jahrzehnte dominiert hatte und mit dem sich Hallgrímur Helgason satirisch-kritisch auseinandersetzte. Für diesen Roman erhielt Hallgrímur Helgason u. a. den Isländischen Literaturpreis. Es folgte die Satire »Rokland« (2005; dt. 2006), die abermals durch ironisch-grotesken Stil und absurde Dialoge besticht. »10 ráð til að hætta að drepa fólk og byrja að vaska upp« (2008; dt. »Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen«, 2010) wurde ursprünglich zunächst unter dem Titel »The Hitman’s Guide to Housecleaning« in englischer Sprache verfasst und anschließend von Hallgrímur Helgason selbst ins Isländische übertragen. Im Roman nimmt ein aus dem ehemaligen Jugoslawien stammender Auftragskiller die Identität eines amerikanischen Fernsehpredigers an und flüchtet nach Island. Eine Adaption des Romans, der in mehreren Ländern den Bestsellerstatus erlangte, wurde im Oktober 2011 im Schauspielhaus Salzburg uraufgeführt. Des Isländers jüngste Groteske »Konan við 1000°C« (2011; dt. »Eine Frau bei 1000°«, 2011) erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Lebensgeschichte der achtzigjährigen Herra Björnsson, Enkelin des ersten Präsidenten Islands, die sich in ihrer Garage auf ihren nahenden Tod einstellt – »zusammen mit einem Laptop und einer alten Handgranate«, wie sie gleich in der ersten Zeile berichtet. Der Roman, der die Verstrickungen von Isländern im Zweiten Weltkrieg thematisiert, wurde bei seinem Erscheinen kontrovers bis begeistert aufgenommen.
Neben seinen Romanen verfasste Helgason u.a. einen Gedichtband, ein halbes Dutzend Bühnenstücke, eine Cartoonserie um die Figur Grím sowie zahlreiche Artikel und Essays in Zeitungen und Rundfunk. Helgason lebt in Reykjavík.
© internationales literaturfestival berlin
101 Reykjavík
Klett-Cotta
Stuttgart, 2002
[Ü: Karl-Ludwig Wetzig]
Vom zweifelhaften Vergnügen, tot zu sein
Klett-Cotta
Stuttgart, 2005
[Ü: Karl-Ludwig Wetzig]
Rokland
Klett-Cotta
Stuttgart, 2006
[Ü: Karl-Ludwig Wetzig]
Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Tropen bei Klett-Cotta
Stuttgart, 2010
[Ü: Kristof Magnusson]
Eine Frau bei 1000°
Tropen bei Klett-Cotta
Stuttgart, 2011
[Ü: Karl-Ludwig Wetzig]