Hala Mohammad
- Syrien
- Zu Gast beim ilb: 2009, 2013, 2014, 2018
Hala Mohammad wurde in der syrischen Hafenstadt Latakia geboren. Sie wuchs in einem liberalen Elternhaus auf, studierte Film an der Université Paris VIII Vincennes-Saint-Denis und war danach als Kostümdesignerin, Drehbuchautorin und Regieassistentin für Abdellatif Abdul-Hamid tätig. 1994 wandte sich Hala Mohammad auch der Dichtung zu.
Bislang sind fünf Gedichtbände erschienen: »Die Seele hat kein Gedächtnis« (1994), »Über jenes milde Weiß« (1998), »Ein wenig Leben« (2001), »Diese Angst« (2004) und »Als klopfte ich an meine Tür« (2008). Sie gehört damit zu einer Generation moderner arabischer Dichterinnen, die ihre individuellen Erfahrungen als Frauen und Intellektuelle in der arabischen Welt zum Ausdruck bringen. Kennzeichnend ist insbesondere der improvisierte Charakter, der ihren Dichtungen anhaftet. An die Stelle komplexer Reflexionen tritt ein Wechselspiel von spontanen Einfällen und unmittelbaren Sinneswahrnehmungen farblicher und geruchlicher Art. Gleichwohl gilt ihre Aufmerksamkeit der lyrischen Transposition einzelner Gesten und Bewegungen. In ihrem literarischen wie auch in ihrem filmischen Schaffen nimmt sie sich des Topos der Erinnerung und elementarster Emotionen wie Angst, Entfremdung, Einsamkeit und Trauer an. Ein gängiges Motiv ist die Präsenz eines auch in seiner Abwesenheit als anwesend empfundenen anderen, dem das lyrische Ich liebend verbunden ist. Mohammad verzichtet dezidiert auf eine komplexe Syntax und bedient sich einer schlichten Ausdrucksweise. Ein modernes Arabisch dominiert, das jedoch frei von dialektalen Elementen ist. Tragen in Mohammads Erstlingswerk noch alle Gedichte einen Titel, so nummeriert die Dichterin sie später stattdessen, um sie als voneinander abhängige Teile eines facettenreichen Ganzen zu markieren. Ihre atmosphärisch dichte Lyrik lebt von Bildsequenzen, die durch ein kontinuierliches Schwanken zwischen Realität und Metapher geprägt sind. Die Interpunktion verstärkt dabei den elliptischen Charakter einzelner Sequenzen.
Als Journalistin ist Mohammad außerdem für verschiedene arabische Zeitungen tätig. Zudem führte sie Regie bei mehreren Dokumentarfilmen wie zum Beispiel bei »Qat’at Halwa« (A Piece of Sweet, 2006) und »Rihla fi al-Thakira« (Journey into Memory, 2006), einem Porträt politischer Häftlinge in Syrien. Für »If Qassyoon Got Tired« (2006) interviewte sie den syrischen Autor und Lyriker Muhammad al-Maghut, der maßgeblich dazu beigetragen hat, durch freie Verse traditionelle Formen der arabischen Lyrik zu revolutionieren. Sie ist mit dem syrischen Regisseur und Drehbuchautor Haitham Hakki verheiratet, der sich 2009 mit dem Spielfilm »The Long Night« des Tabuthemas des politischen Gefangenen aus der Perspektive der Angehörigen der Inhaftierten annahm. Hala Mohammad lebt in Paris.
Manschurat wizarat ath-thaqafa
Damaskus, 1994
Ala dhalika l-bayad al-khafit
Al-mu’assasa al-arabiyya li-d-dirasat
Amman, 1998
Qalil min al-hayat
Riad El-Rayyes Books
Beirut, 2001
Hadha l-khauf
Al-mu’assasa al-arabiyya li-d-dirasat
Beirut, 2004
Ka-annani … aduqqu babi
Riad El-Rayyes Books
Beirut, 2008