H.M. Naqvi
H. M. Naqvi wurde 1974 geboren und wuchs in Islamabad, Pakistan, und Algiers, Algerien, auf. Einem Studium als Stipendiat an der Georgetown University folgte der Abschluss als Master of Fine Arts in Kreativem Schreiben an der Boston University. Danach arbeitete Naqvi als Banker, organisierte in Washington den Poetry Slam und unterrichtete schließlich Kreatives Schreiben an der Boston University.
Mit seinem Debütroman »Home Boy« (Ü: Heimjunge), der nach Aussage des Autors als pausenfüllende Spielerei während eines Poetry Slams seinen Anfang nahm, feierte Naqvi 2009 nicht nur kommerziell Erfolge, sondern fand auch Anerkennung bei Literaturkritikern. So lobte die »New York Times« die Rhythmik und Energie von Naqvis in Poetry Slams geschulter Sprache und nannte seinen Erstling zudem einen bemerkenswert fesselnden Roman, der ebenso unterhalte wie verstöre. Die Handlung spielt in Manhattan kurz nach den Anschlägen des 11.September, die auch das Selbstverständnis der drei dort lebenden pakistanischstämmigen Jugendlichen AC, Jimbo und Chuck erschütterten. Während sie sich zuvor noch als liberale Weltbürger, sogenannte Metrostani, gefühlt und aufgeführt hatten in einer Stadt, die dazu einlud, sich selbst zu erfinden, erleben sie nun die Grenzen der Definitionsmacht über ihre eigene Identität. So wird Chuck beispielsweise von zwei Männern in einer Bar für einen Terroristen gehalten und verprügelt. Die Suche nach einem vermissten Freund bringt die drei schließlich ins Visier des FBI. Dessen rabiate Verhörmethoden lassen den in Einzelhaft geratenen Chuck seine religiöse und nationale Zugehörigkeit hinterfragen. Naqvi versteht es dabei, anspruchsvolle intellektuelle Elemente mit popkulturellen Erzähltechniken und Zitaten zu verzahnen, um auf diese Weise Kritik an dem »Kollateralschäden« in Kauf nehmenden amerikanischen Krieg gegen den Terror zu üben. Ebenso setzt der Autor dem düsteren Hintergrund viel (sprachlichen) Witz entgegen. Danach gefragt, wovon sein Buch handele, antwortete Navqi in einem Interview, er betrachte »Home Boy« auch als eine Meditation über männliche platonische Beziehungen, die seiner Meinung nach nur wenige Schriftsteller interessierten. Andererseits seien die Frauenfiguren seines Romans nicht weniger wichtig, vielmehr seien die Beziehungen zu ihnen Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte.
Neben dem DSC Prize für Südasiatische Literatur erhielt Naqvi auch den Pelham Prize for Poetry und vertrat Pakistan bei einem internationalen Poetry Slam. Er hat für »Caravan«, »Global Post« und »Forbes« geschrieben und hatte Auftritte bei CNN, National Public Radio und Bloomberg TV. Naqvi lebt in Karatschi, wo auch seiner zweiter Roman, ein Comic-Epos, angesiedelt ist.
Home Boy
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2010
[Ü: Beate Smandek]