Günter Herburger
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2004, 2011
Günter Herburger wurde 1932 in Isny im Allgäu als Sohn eines Tierarztes geboren. Nach seinem Besuch der Internatsschule in Schelklingen immatrikulierte er sich 1950 an der Universität München für Philosophie und Sanskrit, brach das Studium 1954 aber ab. Er war viel auf Reisen, lebte auf Ibiza, Oran und Paris, bis er 1956 nach München zurückkehrte. Zunächst arbeitete er in Stuttgart für den Süddeutschen Rundfunk im Bereich Dokumentarfilm, bis 1963 das Schreiben seine Hauptbeschäftigung wurde.
1964 erschien sein erster Erzählungsband »Eine gleichmäßige Landschaft«. Von da an war Herburger auch Teilnehmer der Tagungen der Gruppe 47. 1966 erschien sein erster Gedichtband »Ventile« – Streiflichter auf das alltägliche Leben, Momentaufnahmen von Menschen unterschiedlicher Sozialisation, die sich hinter einer geglätteten Oberfläche des Konsums verbergen und ihre Vitalität unterdrücken. 1967 zog Herburger nach Berlin, wo er Kontakte zu Schriftstellerkollegen und der entstehenden Studentenbewegung pflegte. Er engagierte sich in der DKP und hielt sich zu Studienzwecken in der DDR auf. Nach seiner Rückkehr nach München 1973 begann er mit der Arbeit an seiner »Thuja-Trilogie«, die ihn 18 Jahre beschäftigen sollte und ihren Ausdruck in über 2000 Seiten Reflexionen über die Gegenwart und eine mögliche Zukunft der Bundesrepublik fand: Erzählstränge greifen ineinander, Themen werden aufgegriffen und wieder fallen gelassen, Orte wechseln einander ab. »Ich sitze in einem Märchenbüro und schreibe, probiere Entwürfe aus, die aus der Gegenwart in eine Zukunft streben.« Ebenfalls in den 1970er Jahren wurde Herburger auch als Kinderbuchautor von »Birne« bekannt. Für seine sozialkritischen und antiautoritären Geschichten, die er ursprünglich seinem Sohn vorm Einschlafen erzählt hatte, wählte Herburger bewusst keine Kindersprache und begriff Kinder als gleichwertige Partner. Ein eigenes Genre schuf er mit seinen Fotonovellen in der »Trilogie der Verschwendung« (»Das Glück«, 1994; »Die Liebe«, 1996; »Der Tod«, 2006), wo er die Verbindung von eigenen Texten und Fotografien zur Grundlage seines Erzählens macht. Als stetiger Erkunder aller Kontinente veröffentlichte Herburger 2001 vier Reisenovellen, die zusammen mit seinen Fotografien unter dem Titel »Humboldt« erschienen – eine Hommage an Alexander von Humboldt. In seinem Gedichtband »Der Kuss« (2008) geht er neben der Schöpfung surrealer Bildwelten auch mit den Stilmitteln frei um. 2011 erschien der Lyrikband »Ein Loch in der Landschaft«, in dem die großen Themen von Herburgers Erlebniswelt anklingen: Liebe, Tod, Krankheit, Behinderung, aber auch gesellschaftliche Themen und Zukunftsfragen, die ihn stets beschäftigt haben.
Günter Herburger erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel-Preis, den Literaturpreis der Stadt München und den Johann-Friedrich-von-Cotta-Literaturpreis. Er lebt in Berlin.
© internationales literaturfestival berlin
Eine gleichmäßige Landschaft
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 1964
Ventile. Gedichte
Kiepenheuer & Witsch
Köln 1966
Trilogie der Verschwendung
A1 Verlag
München, 1994/1996/2006
Humboldt. Reise-Novellen
A1 Verlag
München, 2001
Ein Loch in der Landschaft. Gedichte
A1 Verlag
München, 2010