23. ilb 06. – 16.09.2023

Günter Grass

Günter Grass wurde 1927 in Danzig geboren. Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Panzersoldat teil, wurde verwundet und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung absolvierte er eine Steinmetzlehre und studierte anschließend Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin, schrieb Gedichte und Theaterstücke. 1955 wurde er bei einem Lyrikwettbewerb des Süddeutschen Rundfunks ausgezeichnet. Dieser Erfolg bescherte ihm eine erste Lesung vor der „Gruppe 47“ und 1956 „Die Vorzüge der Windhühner“, seine erste Buchveröffentlichung mit Gedichten, Prosa und Zeichnungen. 1958 erhielt Grass den Preis der „Gruppe 47“ für den Roman „Die Blechtrommel“, der 1959 erschien und seinen weltweiten Ruhm als Schriftsteller begründete. Zusammen mit der Novelle „Katz und Maus“ (1961) und dem Roman „Hundejahre“ (1963) bildet er die „Danziger Trilogie“. Obgleich Grass auch Dramen und Gedichte geschrieben hat, fanden seine Prosawerke mit teils autobiographisch geprägten Figuren und Erzählern die größte Beachtung. Die Verbindung von Realismus und skurriler Phantasie, eine große Lust an Sprachspielen, Jargon und grotesken Bildern zeichnen seine Werke aus. In den sechziger Jahren begann Grass, sich politisch zu engagieren, zog für die SPD in den Wahlkampf und gründete die Sozialdemokratische Wählerinitiative. Seitdem äußert er sich regelmäßig zu politischen Themen, so auch zum Irak-Krieg im Frühjahr 2003. Auch in seinen literarischen Arbeiten lässt er „den Bürger im Schriftsteller zu Wort kommen“ und reflektiert als politischer Moralist die Geschichte Deutschlands – seien es die Geschehnisse des 17. Juni 1953 in seinem Drama „Die Plebejer proben den Aufstand“ (1966), die deutsche Wiedervereinigung in dem Roman „Ein weites Feld“ (1995) oder den Untergang des „Kraft-durch-Freude“-Schiffs „Wilhelm Gustloff“ im Januar 1945 in der Novelle „Im Krebsgang“ (2002). Als im Vorfeld seines Erinnerungsbuches „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) bekannt wurde, dass der Autor als 17jähriger für kurze Zeit Mitglied der Waffen-SS gewesen war, stand er in Deutschland im Zentrum einer heftigen öffentlichen Diskussion.
Neben zahlreichen literarischen Auszeichnungen und Ehrentiteln erhielt Grass 1999 den Literatur-Nobelpreis für sein Lebenswerk. Er habe, so die Schwedische Akademie, „in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet“.

Günter Grass starb 2015 in Lübeck.

© internationales literaturfestival berlin

Bibliographie

Die Blechtrommel
Luchterhand
Darmstadt, 1959

Gleisdreieck
Luchterhand
Darmstadt, 1960

Katz und Maus
Luchterhand
Darmstadt, 1961

Hundejahre
Luchterhand
Neuwied, 1963

Die Vorzüge der Windhühner
Luchterhand
Berlin, 1963

Ausgefragt: Gedichte und Zeichnungen
Luchterhand
Neuwied, 1967

Hochwasser. Ein Stück in zwei Akten
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1968

Über das Selbstverständliche
Luchterhand
Neuwied, 1968

Briefe über die Grenze
[mit Pavel Kohout]
Wegner
Hamburg, 1968

Die Ballerina
Friedenauer
Berlin, 1969

Örtlich betäubt
Luchterhand
Neuwied, 1969

Theaterspiele
Luchterhand
Neuwied, 1970

Gesammelte Gedichte
Luchterhand
Neuwied, 1971

Aus dem Tagebuch einer Schnecke
Luchterhand
Neuwied, 1972

Mariazuehren
Bruckmann
München, 1973

Der Bürger und seine Stimme: Reden, Aufsätze, Kommentare
Luchterhand
Darmstadt, 1974

Der Butt
Luchterhand
Darmstadt, 1977

Denkzettel: Politische Reden und Aufsätze
Luchterhand
Darmstadt, Neuwied, 1978

Das Treffen in Telgte
Luchterhand
Darmstadt, 1979

Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus
Luchterhand
Darmstadt, 1980

Aufsätze zur Literatur
Luchterhand
Darmstadt, Neuwied, 1980

Die bösen Köche: Ein Drama in fünf Akten
Luchterhand
Darmstadt, 1982

Ach Butt, dein Märchen geht böse aus
Luchterhand
Darmstadt, 1983

Die Rättin
Luchterhand
Darmstadt, Neuwied, 1986

Mit Sophie in die Pilze gegangen
Steidl
Göttingen, 1987

Zunge zeigen
Luchterhand
Darmstadt, 1988

Die Gedichte: 1955 – 1986
Luchterhand
Darmstadt, 1988

Skizzenbuch
Steidl
Göttingen, 1989

Meine grüne Wiese
Manesse
Zürich, 1989

Schreiben nach Auschwitz
Luchterhand
Frankfurt/Main, 1990

Totes Holz: Ein Nachruf
Steidl
Göttingen, 1990

Vier Jahrzehnte: Ein Werkstattbericht
Steidl
Göttingen, 1991

Gegen die verstreichende Zeit
Luchterhand
Frankfurt/Main, 1991

Rede vom Verlust: Über den Niedergang der politischen Kultur im geeinten Deutschland
Steidl
Göttingen, 1992

Unkenrufe
Steidl
Göttingen, 1992

Schaden begrenzen oder auf die Füße treten
Volk & Welt
Berlin, 1993

Novemberland: 13 Sonette
Steidl
Göttingen, 1993

Günther Grass – In Kupfer, auf Stein
Steidl
Göttingen, 1994

Gestern, vor 50 Jahren: Ein deutsch-japanischer Briefwechsel
[mit Kenzaburo Oe]
Steidl
Göttingen, 1995

Ein weites Feld
Steidl-Verlag
Göttingen, 1995

Fundsachen für Nichtleser
Steidl
Göttingen, 1997

Mein Jahrhundert
Steidl
Göttingen, 1999

Für- und Widerworte
Steidl
Göttingen, 1999

Vom Abenteuer der Aufklärung: Werkstattgespräche
[mit Harro Zimmermann]
Steidl
Göttingen, 1999

Ohne Stimme: Reden zugunsten des Volkes der Roma und Sinti
Steidl
Göttingen, 2000

Die Zukunft der Erinnerung
Steidl
Göttingen, 2001

Gebrannte Erde
Steidl
Göttingen, 2002
Ill: Dirk Reinartz

Im Krebsgang
Steidl
Göttingen, 2002

Letzte Tänze
Steidl
Göttingen, 2003

Lyrische Beute
Steidl
Göttingen, 2004

Fünf Jahrzehnte
Steidl
Göttingen, 2004

„Wir leben im Ei“
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 2005

Freiheit nach Börsenmaß
Steidl
Göttingen, 2005

Beim Häuten der Zwiebel
Steidl
Göttingen, 2006