Graham Gardner
- Großbritannien
- Zu Gast beim ilb: 2009
Graham Gardner wurde 1975 in Worcestershire geboren und wuchs dort zusammen mit neun Geschwistern auf. Er arbeitete u.a. als Obstpflücker, Buchhändler und Kellner, bevor er Soziale und Politische Geografie an der University of Wales, Aberystwyth, studierte. Im Rahmen seiner Promotion untersuchte er die Zusammenhänge zwischen Macht, Gemeinschaft und sozialen Veränderungen in ländlichen Regionen. Im September 2009 startet er eine neue berufliche Karriere als Bibliothekar und Buchhändler an der St. Marylebone Schule in London.
Bereits als kleiner Junge nahm Gardner an verschiedenen literarischen Wettbewerben teil, bei denen seine Texte sehr gute Kritiken bekamen. Über sein schriftstellerisches Arbeiten sagt er: »I write visually: I ›see‹ in my mind a picture of what I’m going to write about, and I do my best to describe the picture in words. As I’m doing that, I think about what the picture means and try to put that into words too. I’m particularly concerned with portraying my main character’s thinking and emotions – I can’t begin a story without knowing their intentions and motivations.«
Sein viel beachtetes Debüt als Autor gab er mit dem von George Orwells »1984« und eigenen Erfahrungen inspirierten Roman »Inventing Elliot« (2003; dt. »Im Schatten der Wächter«, 2004), in dem er Themen wie Identität, Machtstrukturen, Gewalt und Zivilcourage behandelt. Gardner berichtet in seinem Jugendroman aus der Perspektive des 13jährigen Elliot von dessen Chance, nach einem Umzug an der neuen Schule seine bisherige soziale Opferrolle hinter sich zu lassen. Dennoch fällt er der Terrorclique mit dem Namen »die Wächter« auf, die seit Jahren aus dem Hintergrund und in wechselnder Besetzung agiert. Diese sieht in Elliot einen potenziellen Kandidaten für ihre Nachfolge. Als Elliots alte Angst erneut zu seinem ständigen Begleiter zu werden beginnt und das Maskenspiel, zu dem sein Leben abermals geworden ist, ihn in eine Identitätskrise stürzt, muss er sich entscheiden, ob er zum Täter zu werden bereit ist, um nicht länger Opfer zu sein. »In Gardners Roman herrscht eine bedrohliche Stimmung. […] In einer schnellen, direkten Sprache treibt er seine Gesellschaftsparabel voran. Und gerade weil er das Geschehen so kühl und unausweichlich schildert, die Quälerei der Jugendlichen so detailliert beschreibt, gleitet die Geschichte am Ende nicht ins Kitschige ab, als sich Gefühl und Liebe als einzige Mittel gegen Gewalt und Machtstrukturen erweisen«, kommentierte die »Süddeutsche Zeitung« Gardners Debütroman.
»Im Schatten der Wächter« wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt und erhielt mehrere Preise, u.a. wurde er mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis der Jugendjury 2005 ausgezeichnet. Graham Gardner lebt und arbeitet in Aberystwyth.
© internationales literaturfestival berlin
Im Schatten der Wächter
Freies Geistesleben
Stuttgart, 2004
[Ü: Alexandra Ernst]