Goretti Kyomuhendo
- Uganda
- Zu Gast beim ilb: 2001
Goretti Kyomuhendo wurde 1965 in Hoima, Uganda, geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in ländlichen Gegenden. Zum Studium ging sie nach Kampala, wo sie mit einem Wirtschaftsdiplom abschloß. 1996 beteiligte sie sich an der Gründung von FEMRITE, einer Vereinigung ugandischer Schriftstellerinnen. In diesem Jahr veröffentlichte Kyomuhendo auch ihren ersten Roman, »The First daughter«. Als erste Schriftstellerin ihres Landes erhielt sie daraufhin 1997 ein Stipendium des International Writing Program an der Universität von Iowa. Nach einem Kinderbuch, »Different Worlds« (1998), folgte mit »Secrets no More« (1999) ihr zweiter Roman, der 1999 mit dem ersten Preis des National Book Trust of Uganda ausgezeichnet wurde. Kyomuhendo lebt als freischaffende Schriftstellerin in Kampala. Sie hat auch Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht und Kolumnen für die Zeitungen »The Monitor« und »The Crusader« geschrieben.
»Ich schreibe, weil ich unzufrieden bin mit der Welt, in der ich lebe. Ich möchte eine andere erschaffen«, kommentiert Goretti Kyomuhendo ihr literarisches Schaffen. Verbessern will sie vor allem die Situation der Frauen in ihrem Land. Mit FEMRITE engagiert sie sich für die Veröffentlichung der Werke von ugandischen Schriftstellerinnen. In ihrem ersten Roman thematisierte Kyomuhendo die typischen Erfahrungen, mit welchen junge Frauen in Afrika konfrontiert sind: Die Heldin Kaasemiire wird im Alter von 15 Jahren von ihrer ersten großen Liebe schwanger. Ihr Vater, der die traditionelle Familienhierarchie gewaltsam durchzusetzen gewohnt ist, verstößt sie, und auch der Geliebte scheint sie im Stich zu lassen. Hoffnung auf Emanzipation, dies macht die Autorin trotz Happy End deutlich, liegt vor allem in der schulischen Ausbildung der Frau.
Auch im Mittelpunkt von Kyomuhendos zweitem Roman, »Secrets no More«, steht eine junge Frau. Die männliche Gewalt, der sie ausgesetzt ist, tritt hier jedoch weitaus brutaler auf, beginnt die Handlung doch in Ruanda, zur Zeit des Völkermords an den Tutsis. »Ich kannte Leute, die damals umkamen oder die viel zu erleiden hatten«, erklärt die Autorin ihre Motivation, über dieses jüngste Kapitel afrikanischer Geschichte zu schreiben. Doch wenn sie die Facetten der sexuellen Gewalt mit schockierender Detailgenauigkeit schildert, so auch die wenigen Momente zärtlicher Verführung. Sie bricht damit ein doppeltes Tabu; weder der Schmerz noch die Lust der Frau beim sexuellen Akt erfahren in Afrika Beachtung, stellt die Autorin klar. »Deshalb schreibe ich sehr offen über diese Dinge. Leider lösen manche Leute diese Szenen aus dem Kontext, und das Buch wird dann aus den falschen Gründen gelesen. Dabei findet man Sexszenen auch bei männlichen Schriftstellern, und niemand hält sie jemals für obszön.«
Auch in ihren zwei folgenden, international beachteten, Romanen führt sie ihre inhaltliche Motivlinie fort: „Whispers from Vera“ (2002) beschreibt aus femininer Perspektive den Konflikt zwischen Tradition und Modernität, der nicht nur für die vom Land stammende Protagonistin Vera bezeichnend ist, sondern auch für Frauen in den Städten Ugandas. „Waiting“ (2007) thematisiert die Situation, die Ängste und den Mut einer Familie kurz vor, während und nach dem Sturz des Diktators Idi Amin im Jahre 1979.
© internationales literaturfestival berlin
The First Daughter
Fountain Publishers
Kampala, 1997
Secrets No More
Femrite Publications Ltd.
Kampala, 1999
Whispers from Vera
Monitor
Kampala, 2002
Waiting
Feminist Press at the City University of New York
New York, 2007
Übersetzer: Peter Torberg