Goce Smilevski
- Mazedonien
- Zu Gast beim ilb: 2017
Der mazedonische Schriftsteller Goce Smilevski wurde 1975 in Skopje geboren. Er studierte Literaturwissenschaft in Skopje, Tschechische Sprache und Literatur in Prag und Gender and Culture Studies in Budapest.
Smilevski ist Autor zahlreicher Theaterstücke, Romane und Essays. Sein Stil wurde mit dem von Hermann Broch, José Saramago und Günter Grass verglichen. Typisch für seine historischen Romane ist ein sorgfältiges Quellenstudium zur Vorbereitung auf eine individuelle und künstlerisch freie Auslegung des gewählten historischen Sujets. 2000 erschien sein Debüt »Planeta na neiskustvoto« (Ü.: Planet der Unerfahrenheit), 2002 folgte »Razgovor so Spinoza« (Ü.: Gespräch mit Spinoza), das von der mazedonischen Zeitung »Utrinski vestnik« zum Roman des Jahres 2003 gekürt wurde und die Gedankenwelt und die biografischen Meilensteine des Philosophen Baruch de Spinoza darlegt: sein Verhältnis zur jüdischen Gemeinde von Amsterdam, seinen Bann und Ausschluss im Jahr 1656, seine Gefühle für seine vierzehnjährige Lateinlehrerin und später für seinen Schüler Johannes Casearius. Smilevski präsentiert Spinozas dicht gewobene Ideenwelt und porträtiert ihn in seinen Versuchen, diese Ideen zu leben, wobei er bei seinen Beschreibungen das niederländische Leben im 17. Jahrhundert mit feinen Anspielungen auf Darwin und Kundera bereichert. 2010 erschien Smilevskis bislang erfolgreichster Roman »Sestrata na Zigmund Frojd« (dt. »Freuds Schwester«, 2013), eine fiktionale Biografie von Freuds Schwester Adolfine, die unverheiratet und kinderlos blieb, mit ihren Eltern bis zu deren Tod zusammenlebte, nach Sigmund Freuds Emigration in Wien blieb und 1943 in Theresienstadt starb. Darüber hinaus spürt Smilevski den Hoffnungen und Sehnsüchten der Zeit um 1900 und dem Aufbruch der Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft nach. Sein jüngster Roman »Vrakaneto na zborovite« (2015; Ü.: Die Rückkehr der Worte) widmet sich dem ewigen Widerstreit zwischen Liebe und Ehrgeiz, zwischen ethischen Werten und dem skrupellosen Streben nach Macht. Dem Roman liegt die Geschichte des Liebespaars Abaelard und seiner Schülerin Heloisa sowie ihres Sohns Astralabius zugrunde. Wiederum nutzt Smilevski historische Fakten und Fiktion, um aktuelle Fragen und Debatten zu beleuchten und seine antiklerikalen, antiautoritären und profeministischen Ideen zu entwickeln. Der Roman eröffnet eine neue Sichtweise auf Heloisa als einen der gebildetsten Menschen ihrer Zeit. Mit den Mitteln des historischen Romans erzählt Smilevski dabei auch von den intellektuellen Dilemmas der modernen Gesellschaft.
Für den Roman »Freuds Schwester«, der in dreißig Sprachen übersetzt wurde, erhielt Smilevski 2010 den Literaturpreis der Europäischen Union. Der Autor lebt in Skopje und ist 2017 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Planeta na neiskustvoto
Sigmapres
Skopje, 2000
Razgovor so Spinoza
Dijalog Macedonia
Skopje, 2002
Freuds Schwester
Matthes & Seitz
Berlin, 2013
[Ü: Benjamin Langer]
Vrakaneto na zborovite
Dijalog Macedonia
Skopje, 2015
gocesmilevski.com