Gianni Celati
- Italien
- Zu Gast beim ilb: 2004
Gianni Celati wurde 1937 in Sondrio, Italien, geboren. An der Universität Bologna promovierte er mit einer Dissertation über James Joyce. 1966 wurde Italo Calvino, der damals Leiter des Einaudi Verlags war, durch eine Kurzgeschichte auf ihn aufmerksam. Gianni Celatis erstes Buch „Comiche” (Ü: Stummfilmsketch) erschien 1971, gefolgt von den Romanen „Le Avventure di Guizzardi” (1973; Ü: Guizzardis Abenteuer), „La Banda dei Sospiri” (1976; Ü: Die Seufzer-Clique) und „Lunario del Paradiso (1978; dt. „Mondphasen im Paradies”, 1999), die seine Position als Autor der literarischen Neo-Avantgarde neben Umberto Eco und Italo Calvino festigten. 1973 wurde er Professor für Englische und Amerikanische Literatur an der Universität Bologna. In jener Zeit entstanden auch einige seiner literaturwissenschaftlichen Essays. Anfang der achtziger Jahre unterbrach er seine akademische Laufbahn zugunsten des Schreibens und des Filmemachens. Er drehte mehrere experimentelle Dokumentarfilme, darunter „Visioni di case che crollano” (engl. „Crumbling Houses”), eine kritische Meditation über den Zerfall verlassener Häuser in der Po-Ebene. Mit dem preisgekrönten Erzählband „Narratori delle pianure” (1985; dt. „Erzähler der Ebenen”, 1997) begab er sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten des minimalistischen Erzählens. An der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation konstruierte er den erzählenden und zugleich mit der Idee des Erzählens spielenden Chronisten von außergewöhnlichen Geschichten, die sich – angeblich – im Alltag dritter Personen zugetragen haben. Über seine ironisch-grotesken Kurzgeschichten von „Cinema Naturale” (2001; dt. „Cinema Naturale“, 2001), das kinematographische Moment in der Literatur und den Prozess des Schreibens an sich sagt Gianni Celati: „An diesen Erzählungen habe ich über zwanzig Jahre geschrieben, dann habe ich sie lange Zeit neu geschrieben, um eine Beschäftigung zu haben und zu sehen, was sich unterdessen tut. Denn wenn man Erzählungen schreibt oder liest, sieht man Landschaften, sieht man Gestalten, hört man Stimmen: Man hat ein natürliches Kino im Kopf und braucht sich keine Hollywoodfilme mehr anzusehen.” Ums Sehen, Wahrnehmen und Beobachten geht es auch in „Avventure in Africa” (1998; engl. „Adventures in Africa”, 2000). Für den außergewöhnlichen Reisebericht, in dem er das Scheitern eines Filmprojekts über das westafrikanische Dogon-Volk sowie seine Erfahrungen als Tourist dokumentiert, erhielt er 1999 den New York University Prize for the Italian Fiction. Sein mit dem Premio Selezione Campiello ausgezeichneter Roman „Fata Morgana“ (2005) erzählt von einem imaginären Ort in der Wüste und dem Stamm der Gamuna. Der folgende Roman „Vite di Pascolanti“ (2006) wurde mit dem Premio Viareggio Repaci geehrt.
Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er Gastdozent an verschiedenen Universitäten und übersetzte Werke u. a. von Jonathan Swift, Mark Twain, Céline, Stendhal, Samuel Beckett, Joseph Conrad sowie Roland Barthes. Gianni Celati lebt in Brighton, Großbritannien.
© internationales literaturfestival berlin
Comiche
Einaudi
Torino, 1971
Le avventure di Guizzardi
Einaudi
Torino, 1973
Finzioni occidentali
Einaudi
Torino, 1975
La banda dei sospiri
Einaudi
Torino, 1976
Der wahre Schein
Wagenbach
Berlin, 1988
Übersetzung: Marianne Schneider
Parlamenti buffi
Feltrinelli
Milano, 1989
Landauswärts
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1993
Übersetzung: Marianne Schneider
L’Orlando innamorato raccontato in prosa
Einaudi
Milano, 1994
Recita dell’attore Vecchiatto nel teatro di Rio Saliceto
Feltrinelli
Milano, 1996
Erzähler der Ebenen
Wagenbach
Berlin, 1997
Übersetzung: Marianne Schneider
Avventure in Africa
Feltrinelli
Mailand, 1998
Mondphasen im Paradies
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1999
Übersetzung: Marianne Schneider
Cinema naturale
Wagenbach
Berlin, 2001
Übersetzung: Marianne Schneider
Fata Morgana
Wagenbach
Berlin, 2006
Übersetzer: Marianne Schneider
Vite di pascolanti. Tre racconti
Nottetempo
Roma, 2006
Übersetzerin: Marianne Schneider