23. ilb 06. – 16.09.2023
Portrait Gerhard Stadelmaier
© Hartwig Klappert

Gerhard Stadelmaier

Gerhard Stadelmaier wurde 1950 in Stuttgart geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Tübingen und promovierte über das Thema »Gotthold Ephraim Lessing auf der Bühne – ein Klassiker im Theateralltag«. Sein Volontariat absolvierte er bei der »Stuttgarter Zeitung«, in deren Feuilleton er anschließend arbeitete. Von 1989 bis 2015 war er leitender Redakteur für Theater und Theaterkritik bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Neben seiner journalistischen Tätigkeit war er einige Jahre als Professor für Theaterkritik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main tätig.

Gerhard Stadelmaier ist Autor mehrerer Bücher. In den neunziger Jahren erschienen »Letzte Vorstellung. Eine Führung durchs deutsche Theater« (1993) und »Traumtheater. Vierundvierzig Lieblingsstücke« (1997). Mit »Parkett, Reihe 6, Mitte. Meine Theatergeschichte« (2010) schrieb Stadelmaier seine ganz eigene Theatergeschichte über den Beruf des Theaterkritikers und dessen Rolle in der Theaterwelt. Sein wahrer und richtiger Platz sei aufseiten des Publikums, er verdanke dem Theater alles, sei ihm aber zu nichts verpflichtet. In »Liebeserklärungen. Große Schauspieler, große Figuren« (2012), einer Sammlung von bildreichen Essays, stellt Stadelmaier Schauspielern, zu denen u. a. Gert Voss und Angela Winkler zählen, eine Figur zur Seite, die sie tatsächlich gespielt haben oder die, in den Augen des Autors, zu ihnen passen würde. Zuletzt erschien »Regisseurtheater. Auf den Bühnen des Zeitgeists« (2016), ein Essay über das Theater, das dabei ist, sich selbst abzuschaffen, indem es dem kurzlebigen Zeitgeist unterstellt wird. Der Autor bringt zum Ausdruck, was ihn in seiner langen Laufbahn als Kritiker des Öfteren zur Verzweiflung gebracht hat, ohne dabei jedoch auf Momente des Glücks und der Begeisterung zu verzichten, die seine Leidenschaft fürs Theater stets bewahrt haben. Mit seiner Kritik am von ihm so genannten »Regisseurtheater« richtet Stadelmaier sich gegen Beliebigkeit und Banalität auf Deutschlands Bühnen. Im Herbst 2016 erschien sein erster Roman »Umbruch«, eine autobiografische Liebeserklärung an das Medium Zeitung. Trotz des Rats der Großmutter, auf keinen Fall zur Zeitung zu gehen, kann sich der junge Stadelmaier der Faszination nicht entziehen.

2005 erhielt Stadelmaier den Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik. 2016 wurde er als erster Theaterkritiker für seine »Verdienste um die sprachliche und literarische Qualität des deutschen Theaters« mit dem Deutschen Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung ausgezeichnet. Besonderes Lob fanden seine »sprachmächtigen« Texte sowie seine Rolle als Vermittler und Förderer des Theaters. Gerhard Stadelmaier lebt in Bad Nauheim.

Bibliographie

Traumtheater

Vierundvierzig Lieblingsstücke

Eichborn

Frankfurt a. M., 1997

Parkett, Reihe 6, Mitte

Meine Theatergeschichte

Zsolnay

Wien, 2010

Liebeserklärungen

Große Schauspieler, große Figuren

Zsolnay

Wien, 2012

Regisseurtheater

Auf den Bühnen des Zeitgeists

Zu Klampen

Springe, 2016

Umbruch

Zsolnay

Wien, 2016