Gail Jones
- Australien
- Zu Gast beim ilb: 2014
Gail Jones wurde in Western Australia geboren und wuchs dort auf. Sie studierte an der University of Western Australia, wo sie später selbst als Dozentin für Englisch und Kommunikations- sowie Kulturwissenschaften tätig war. Anschließend wurde sie an die University of Western Sydney berufen, wo sie seitdem als Professorin am Writing and Society Research Centre lehrt.1992 debütierte sie mit dem Kurzgeschichtenband »The House of Breathing« (Ü: Das Haus des Atmens). Ihr vielfach gepriesenen zweiter Roman »Sixty Lights« (2004; dt. »Sechzig Lichter«, 2008) porträtiert eine fiktive Pionierin der Fotografie in der viktorianischen Epoche. Ist jener episodisch strukturierte Roman ganz und gar ephemeren, visuell fixierten Erscheinungen gewidmet, tritt in »Dreams of Speaking« (2006; dt. »Der Traum vom Sprechen«, 2006) ein Dialog zwischen einer jungen Studentin und einem Überlebenden des Atombombenabwurfs auf Hiroshima in den Fokus. Die erst spät aufgearbeiteten Verbrechen an der Aborigine-Bevölkerung thematisiert der während des Zweiten Weltkriegs und danach angesiedelte Roman »Sorry« (2007; dt. »Perdita«, 2010). »Five Bells« (2011; dt. »Ein Samstag in Sydney«, 2013) entlehnt seinen Titel einem als Epigraf auszugsweise vorangestellten Gedicht des australischen Lyrikers Kenneth Slessor. Die in jener Elegie von 1939 anklingenden Reflexionen über Erinnerung, Zeit, Sprache und Vergänglichkeit, insbesondere aber den Schauplatz des Hafens von Sydney nimmt Jones in ihrem aus vier sich kreuzenden Erzählsträngen komponierten Roman auf. Mit ähnlich seismografischer Sensibilität und einem äußerst ausgeprägten Sprachbewusstsein registriert darin die Erzählinstanz die jeweiligen Gefühlsregungen und Eindrücke der Figuren. Indes ist die derart entstehende individuelle Topografie der urbanen Gegend von zahlreichen literarischen und kulturhistorischen Verweisen durchsetzt, die teils auf einen Stipendienaufenthalt Jones’ in Schanghai, teils auf vor Ort getätigte Recherchen zurückgehen. Kenntnisreich, jedoch niemals aufdringlich lässt sie eine lang vergangene Geschichte bis in die Gegenwart nachhallen.Für ihre in über ein Dutzend Sprachen übersetzten Romane wurde Jones mit vielen australischen Preisen ausgezeichnet. Außerdem war sie auf der Shortlist für internationale Preise vertreten, u. a. für den Dublin IMPAC (2008) und den Prix Femina Étranger (2009). Jones ist derzeit Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Black Mirror
Picador
London/Sydney, 2002
Der Traum vom Sprechen
Nautilus
Hamburg, 2006
[Ü: Conny Lösch]
Sechzig Lichter
Nautilus
Hamburg, 2008
[Ü: Conny Lösch]
Perdita
Nautilus
Hamburg, 2010
[Ü: Conny Lösch]
Ein Samstag in Sydney
Nautilus
Hamburg, 2013
[Ü: Conny Lösch]