Gabriela Cichowska
Gabriela Cichowska wurde 1984 in Rzeszów geboren. Sie studierte bis 2011 Grafik an der Akademie der Schönen Künste in Krakau und arbeitet heute als freie Grafikerin und Illustratorin.
Mit »Słoniątko« (2010; dt. »Fantje«, 2010) und »Fräulein Esthers letzte Vorstellung – Eine Geschichte aus dem Warschauer Ghetto« (2012) illustrierte sie zwei von Adam Jaromir verfasste Bücher. »Fantje« ist die Geschichte eines kleinen weißen Elefanten, der feststellt, dass er anders ist als alle anderen Elefanten, und sich deshalb von der afrikanischen Steppe über Mombasa und Amsterdam auf den Weg in die Porzellanstadt Meißen macht. In schallplattengroßem Format erzählen Adam Jaromir und Gabriela Cichowska, typografisch raffiniert gestaltet und in einer bestechenden Wort-Bild-Symbiose, von einem Tier auf der Suche nach Heimat, Anerkennung und letztlich sich selbst. Für das »Eselsohr« ist »Fantje« gekennzeichnet durch »pop-up-artige Formen, osteuropäische Erzähl- und Zeichenkunst und jene zauberhafte Spintisiererei, die man in vielen Bilderbüchern heute vermisst«. Das zweite von Gabriela Cichowska illustrierte Buch, »Fräulein Esthers letzte Vorstellung«, spielt während der Zeit des Zweiten Weltkriegs im Warschauer Ghetto. Janusz Korczak, Leiter des Waisenhauses für jüdische Kinder, wird im November 1940 gezwungen, mit den Kindern in den „Jüdischen Wohnbezirk“ zu übersiedeln. Mit der Aufführung eines Theaterstücks von Rabindranath Tagore gelingt es ihm und Fräulein Esther, einer seiner Mitarbeiterinnen, den Kindern zumindest für ein paar Stunden eine Flucht aus dem unerträglichen Alltag zu ermöglichen und ihnen wenige Augenblicke der Freude und Hoffnung zu schenken. »Fräulein Esthers letzte Vorstellung« wagt sich mutig an ein für ein Bilderbuch hochsensibles Thema und überzeugt als kindgerechte Vergegenwärtigung des Grauens des Nationalsozialismus und der Kraft, die Liebe und auch die Kunst den Menschen selbst unter schwierigsten Umständen geben können.
Gabriela Cichowskas Werk wurde in verschiedenen nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert. In Deutschland wurden ihre Illustrationen zu »Fräulein Esthers letzte Vorstellung« im Sommer 2012 in der Internationalen Jugendbibliothek München ausgestellt. Die Illustratorin gilt als eines der vielversprechendsten polnischen Talente und wurde vielfach ausgezeichnet. So wurde »Słoniątko« vom polnischen Verlegerverband PTWK als eines der schönsten Bücher des Jahres 2010 ausgewählt und von der Internationalen Jugendbibliothek in den White-Raven-Katalog aufgenommen (2011). Außerdem erhielt es im Rahmen des Bologna Ragazzi Awards 2011 eine lobende Erwähnung als „Opera Prima“. In der Jurybegründung heißt es, »Słoniątko« sei getragen »von einer meisterhaften Grafik, die aus dem Reichtum der Kulturen schöpft«, und zudem eine »gleichermaßen heitere wie ernsthafte Hommage an das Mysterium kindlicher Wahrnehmung in jenen Jahren, in denen alles winzig klein oder überlebensgroß ist«. Gabriela Cichowska lebt in Łódź.
© internationales literaturfestival berlin
Fantje
[Text: Adam Jaromir]
Gimpel
Hannover, 2010
Fräulein Esthers letzte Vorstellung
Eine Geschichte aus dem Warschauer Ghetto
[Text: Adam Jaromir]
Gimpel
Hannover, 2012
www.cichowskag.com