Franzobel
Franzobel wurde als Franz Stefan Griebl 1967 im oberösterreichischen Vöcklabruck geboren. Nach der Matura ging er 1986 nach Wien, um Germanistik und Geschichte zu studieren. Während des Studiums, das er 1994 mit einem Diplom abschloss, beschäftigte er sich intensiv mit Malerei und Concept Art und versuchte sich als bildender Künstler. Ab 1989 begann er daneben als Literat zu wirken. Seit 1991 ist er freier Schriftsteller.
Seine ersten Werke veröffentlichte er noch im Eigenverlag. Als man ihn 1992/93 zum Linzer Stadtschreiber machte, wurde die österreichische Literaturlandschaft erstmals auf ihn aufmerksam. Spätestens mit der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises 1995 für den Erzähltext »Die Krautflut«, der eine Alltagsgeschichte in sprachakrobatische Wortkaskaden auflöst, wurde Franzobel einem größeren Leserkreis bekannt. Mit einer Vielzahl seither erschienener Werke – die Bandbreite geht von Romanen und Lyrikbänden über Theaterstücke bis hin zu Libretti für Opern und Operetten − entwickelte sich der Sprachkünstler zu einem der bekanntesten und umstrittensten Autoren der Alpenrepublik. Mit dazu beigetragen hat sein von der Kritik mehrheitlich wohlwollend aufgenommener Roman »Scala Santa oder Josefine Wurznbachers Höhepunkt« (2000). Oberflächlich eine Sex & Crime-Geschichte mit Direktbezug zu Felix Saltens Josefine Mutzenbacher, nimmt er in seinem Buch die »Verbindung aus katholischer Inbrunst und sexueller Brunst« (Frankfurter Rundschau) in der Wiener Vorstadt ins Visier, nicht ohne auch hier sprachlich aus dem Vollen zu schöpfen. Das geht nicht selten unter die Gürtellinie. Die österreichischen Verhältnisse sind eines der Hauptthemen: sei es in dem Roman »Das Fest der Steine oder die Wunderkammer der Exzentrik« (2005), in dem Argentinien von lauter Nachkriegsösterreichern besiedelt ist, die mit Nazi-Sprüchen um sich werfen, sei es in dem Band »Österreich ist schön. Ein Märchen« (2009), der die Situation von Migranten thematisiert. Hat er genug von den nationalen Verhältnissen, widmet er sich einer anderen großen Leidenschaft – nämlich dem Fußball, wie in dem Buch »Der Schwalbenkönig« (2006). Der Autor, der sich selbst »Sprachaktionist« nennt, ist in seinem Schreiben der Avantgarde der Wiener Gruppe, vor allem Ernst Jandl und Reinhard Priessnitz, verwandt. Aber auch eine Vielzahl anderer Einflüsse ist erkennbar. Er selbst sagt: »Lesen tu ich praktisch alles, was mir in die Hände fällt – von Achternbusch bis Zuckmayer, aber auch Comics und Märchen haben mich stark beeinflusst.«
Franzobel wurde mit vielen literarischen Auszeichnungen bedacht, darunter mit der Bert-Brecht-Medaille, dem Arthur-Schnitzler-Preis und dem Nestroy-Theaterpreis. Er lebt in Wien, Pichlwang und Buenos Aires.
Die Krautflut
Suhrkamp Verlag
Frankfurt/Main, 1995
Scala Santa oder
Josefine Wurznbachers Höhepunkt
Zsolnay Verlag
Wien, 2000
Das Fest der Steine oder
die Wunderkammer der Exzentrik
Zsolnay Verlag
Wien, 2005
Der Schwalbenkönig oder
die kleine Kunst der Fußball-Exerzitien
Ritter Verlag
Klagenfurt; Wien, 2006
Österreich ist schön
Ein Märchen
Zsolnay Verlag
Wien, 2009