Flavio Soriga
Flavio Soriga wurde 1975 in Uta, einem kleinen Dorf auf Sardinien in der Nähe von Cagliari, geboren. In Rom und Madrid studierte er Journalistik und Medientechnik. Im Anschluss arbeitete er für regionale sardische Fernsehsender, bei welchen er u. a. für die Programmauswahl zuständig war.
Für sein Debütroman »Diavoli di Nuraiò« (2000; Ü: Die Teufel von Nuraiò) erhielt er den renommierten Italo-Calvino-Preis, der seit 1985 an junge Autoren verliehen wird. Auch sein zweiter Roman »Neropioggia« (2002; dt. »Der schwarze Regen«, 2007) wurde von der Kritik äußerst positiv aufgenommen, mit dem Premio Grazia Deledda ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Abermals siedelt Soriga seine Geschichte in dem sardischen Dorf Nuraiò an und erzählt von einem mysteriösen Mord an einer bis dahin scheinbar unbeschwert lebenden jungen Frau. Feinfühlig zeichnet er die Charaktere der Dorfbewohner und erzeugt eine dichte, beklemmende Atmosphäre. Eine gewisse Melancholie und Weltabgeschiedenheit ziehen sich durch die Geschichte, eine Stimmung, die nicht zuletzt geprägt ist von dem nicht enden wollenden Regen: »Schwarz der heftige Regen, schwarz der Gehsteig, der Asphalt, die vom Wasser glitschigen Häuser, schwarz die Erinnerungen, die Gedanken, sein verlorenes Herz eines Mörders, schwarz der Himmel der Mond, verschwunden wer weiß wohin, schwarz die Tränen, die zu laufen begonnen hatten, schwarz die ganze Welt, regenschwarz, alles«. Jene lyrisch anmutende und vor allem atemlose Passage, die Soriga dem Roman voranstellt, offenbart in kondensierter Form bereits sein spezielles Gespür für Sprachrhythmik und den poetischen Ansatz seiner Prosa. In seinem folgenden Roman »Sardinia Blues« (2007) porträtiert er abermals seine Heimatinsel und zugleich die Erlebnisse dreier Liebender. In den acht Geschichten des Erzählbandes »L’amore a Londra e in altri luoghi« (2009; dt. »Die Liebe in London und anderswo«, 2009) ist Sorigas übliches sardisches Setting dagegen weniger präsent; vielmehr handeln die Short Storys von erprobten Lebensentwürfen fernab der Heimat. Abermals klingt der Ton authentisch, emotional und teils elegant in seinen Formulierungen, so als hätte der italienische Autor sein stilistisch-thematisches Credo gemäß dem Epigraph ausgelegt, das er für seine Sammlung wählte: die Songzeile »Dance me to the end of love« von Leonard Cohen.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit schreibt er für die Tageszeitungen »La Nuova Sardegna« und »L’Unità« sowie für verschiedene Zeitschriften. Außerdem ist er künstlerischer Leiter des Lyrikfestivals »Settembre dei Poeti« in der kleinen Gemeinde von Seneghe an der westlichen Küste Sardiniens. Hin und wieder ist er auch als Dozent tätig; zuletzt leitete er eine Schreibwerkstatt an der Universität La Sapienza. Soriga lebt heute in Rom.
© internationales literaturfestival berlin
Lass die Hunde los
Corraini
Mantua, 2003
[Ü: Martina Kempter]
Der schwarze Regen
Luchterhand
München, 2007
[Ü: Michael von Killisch-Horn]
Die Liebe in London und anderswo
Luchterhand
München, 2009
[Ü: Viktoria von Schirach]
Il cuore dei briganti
Bompiani
Mailand, 2010
NuraGhe Beach
Laterza
Rom/Bari, 2011