Fatou Diome
- Frankreich, Senegal
- Zu Gast beim ilb: 2008
Fatou Diome wurde 1968 auf Niodior, einer Insel vor der senegalesischen Küste, geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf und ertrotzte sich den Schulbesuch, wo sie Französisch lernte – die Sprache ihrer späteren Werke. Im Alter von 13 Jahren verließ sie ihr Dorf, um in der nächsten größeren Stadt eine weiterführende Schule zu besuchen. Bis zu ihrem Studienbeginn in Dakar lebte sie in drei Pflegefamilien in verschiedenen Städten. 1990 lernte sie einen in Senegal tätigen Franzosen kennen, dem sie nach ihrer Heirat vier Jahre später in dessen Heimat folgte, wo sie Rassismus selbst bei den eigenen Schwiegereltern erlebte. Nach der Scheidung begann sie in Straßburg ein Studium der Literaturwissenschaften, das sie sich mit Putzjobs finanzierte.
Ausgrenzung, Exil und Selbstbestimmtheit sind die vorherrschenden Themen in Diomes Werk. Nach einer Kurzgeschichtensammlung und einer Novelle veröffentlichte sie 2003 mit »Le Ventre de l’Atlantique« (dt. »Der Bauch des Ozeans«, 2004) ihren ersten Roman, der sie international bekannt machte. Er wurde mit dem LiBeraturpreis, dem Prix des Hémisphères Chantal Lapicque und dem Jugendbuchpreis der Jury der jungen Leser ausgezeichnet. Die weitgehend autobiografische Handlung erzählt von einer jungen afrikanischen Immigrantin in Frankreich, die sich regelmäßig mit ihrem jüngeren Bruder, der im Senegal geblieben ist, verabredet, gleichzeitig Fußballspiele im Fernsehen anzuschauen. Sie versucht, ihm – der von einer Profikarriere in Frankreich träumt – seinen unrealistischen Wunsch auszureden. In bilderreicher Sprache, die eine filmische Un mit telbarkeit schafft, wird mit Humor und Ironie eine differenzierte Kritik an Ursachen und Zuständen von Unterdrückung deutlich. »Ich hatte genug von den Klischees: Bei der Immigration geht es nicht nur um die Ausbeutung armer Menschen. Es geht auch um Menschen, die weggehen, um sich zu emanzipieren, die im Namen ihrer Freiheit weggehen. Die aus einer Menge anderer Gründe weggehen.« Insofern steht auch nicht nur Europa im Fokus ihrer Kritik, sondern ebenso Afrika, wo die Protagonistin als uneheliches Kind die Missbilligung der Dorfgemeinschaft sowie die Einengungen durch eine erstarrte Tradition erlebte, die mit dem fehlenden Vertrauen auf die eigenen Kräfte einhergehen.
Die innige Verschmelzung von Unterhaltung und einem erzieherischen Duktus, Spannung und Poesie, Buntheit und Besinnlichkeit prägt auch Diomes zweiten Roman. »Kétala« (2006; dt. »Ketala«, 2007) schildert die acht Tage nach dem Tod einer aus Europa heimgekehrten Emigrantin bis zur traditionellen Erbteilung. In dieser Zeit erzählen sich ihre Hinterlassenschaften – Alltagsgegenstände und Möbel – gegenseitig die Geschichte der ehemaligen Besitzerin. So entsteht ein Kaleidoskop eines Lebens zwischen Tradition und Moderne, Aufbegehren und Erniedrigung, Afrika und Europa.
Fatou Diome unterrichtet Literaturwissenschaften an der Universität von Straßburg, wo sie auch promoviert.
Fatou Diome wurde 1968 auf Niodior, einer Insel vor der senegalesischen Küste, geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf und ertrotzte sich den Schulbesuch, wo sie Französisch lernte – die Sprache ihrer späteren Werke. Im Alter von 13 Jahren verließ sie ihr Dorf, um in der nächsten größeren Stadt eine weiterführende Schule zu besuchen. Bis zu ihrem Studienbeginn in Dakar lebte sie in drei Pflegefamilien in verschiedenen Städten. 1990 lernte sie einen in Senegal tätigen Franzosen kennen, dem sie nach ihrer Heirat vier Jahre später in dessen Heimat folgte, wo sie Rassismus selbst bei den eigenen Schwiegereltern erlebte. Nach der Scheidung begann sie in Straßburg ein Studium der Literaturwissenschaften, das sie sich mit Putzjobs finanzierte.
Ausgrenzung, Exil und Selbstbestimmtheit sind die vorherrschenden Themen in Diomes Werk. Nach einer Kurzgeschichtensammlung und einer Novelle veröffentlichte sie 2003 mit »Le Ventre de l’Atlantique« (dt. »Der Bauch des Ozeans«, 2004) ihren ersten Roman, der sie international bekannt machte. Er wurde mit dem LiBeraturpreis, dem Prix des Hémisphères Chantal Lapicque und dem Jugendbuchpreis der Jury der jungen Leser ausgezeichnet. Die weitgehend autobiografische Handlung erzählt von einer jungen afrikanischen Immigrantin in Frankreich, die sich regelmäßig mit ihrem jüngeren Bruder, der im Senegal geblieben ist, verabredet, gleichzeitig Fußballspiele im Fernsehen anzuschauen. Sie versucht, ihm – der von einer Profikarriere in Frankreich träumt – seinen unrealistischen Wunsch auszureden. In bilderreicher Sprache, die eine filmische Un mit telbarkeit schafft, wird mit Humor und Ironie eine differenzierte Kritik an Ursachen und Zuständen von Unterdrückung deutlich. »Ich hatte genug von den Klischees: Bei der Immigration geht es nicht nur um die Ausbeutung armer Menschen. Es geht auch um Menschen, die weggehen, um sich zu emanzipieren, die im Namen ihrer Freiheit weggehen. Die aus einer Menge anderer Gründe weggehen.« Insofern steht auch nicht nur Europa im Fokus ihrer Kritik, sondern ebenso Afrika, wo die Protagonistin als uneheliches Kind die Missbilligung der Dorfgemeinschaft sowie die Einengungen durch eine erstarrte Tradition erlebte, die mit dem fehlenden Vertrauen auf die eigenen Kräfte einhergehen.
Die innige Verschmelzung von Unterhaltung und einem erzieherischen Duktus, Spannung und Poesie, Buntheit und Besinnlichkeit prägt auch Diomes zweiten Roman. »Kétala« (2006; dt. »Ketala«, 2007) schildert die acht Tage nach dem Tod einer aus Europa heimgekehrten Emigrantin bis zur traditionellen Erbteilung. In dieser Zeit erzählen sich ihre Hinterlassenschaften – Alltagsgegenstände und Möbel – gegenseitig die Geschichte der ehemaligen Besitzerin. So entsteht ein Kaleidoskop eines Lebens zwischen Tradition und Moderne, Aufbegehren und Erniedrigung, Afrika und Europa.
Fatou Diome unterrichtet Literaturwissenschaften an der Universität von Straßburg, wo sie auch promoviert.
© internationales literaturfestival berlin
La préférence nationale
Presence Africaine
Paris [u.a.O.], 2001
Der Bauch des Ozeans
Diogenes
Zürich, 2004
[Ü: Brigitte Große]
Ketala
Diogenes
Zürich, 2007
[Ü: Brigitte Große]
Übersetzerin: Brigitte Große