Farshid Shafiee
- Iran
- Zu Gast beim ilb: 2008
Farshid Shafiee wurde 1969 in Teheran geboren und gehört zu den renommiertesten Bilderbuchkünstlern des Iran. Er studierte Grafikdesign und Animation in seiner Geburtsstadt, arbeitete als Redakteur und Artdirector für Zeitschriften und Verlage. Zu seinem Werk zählen mehr als fünfzig illustrierte Kinderbücher, über dreißig Buchcover und vier animierte Kurzfilme. Sein Film »My Dad’s Car« (2000; Ü: Das Auto meines Vaters) wurde mit dem Spezialpreis des Internationalen Festivals für Animation in Teheran (2001) ausgezeichnet.
Farshid Shafiees Arbeiten sind ein leidenschaftliches Bekenntnis zu seinen persischen Wurzeln: »Ich versuche, ein kleiner Teil der reichen und über elftausend Jahre alten Kultur und Geschichte meines Landes zu sein«, sagt der Künstler. Überlieferte Mythen und Legenden gehören ebenso zu seiner Domäne wie märchenhafte Erzählungen aus der Feder iranischer Autoren der Gegenwart. Geschichten aus dem Kinderalltag des heutigen Iran stehen dabei gleichberechtigt im thematischen Zentrum seiner Illustrationskunst. Brillant lässt Shafiee die Bildtraditionen des mittleren Ostens mit Impulsen moderner Ästhetik und innovativen Designs verschmelzen und macht aus Bilderbüchern große Kunst. In warmen Farben und mit lyrischer Eleganz verleiht er den existentiellen Themen wie Liebe, Freiheit und Glück Ausdruck. Während er in dem Kinderbuch »Farschid« (2003) die Geschichte von Mahdocht Kaschkuli mit computergrafischen Illustrationen bebildert und den Alltag des Jungen mit schwarzen Konturen und erdigen Farbtönen lebendig werden lässt, gießt er viele seiner Geschichten mit Gouache und Acrylfarben in fließende Formen und farbintensive Bilder. Mal gleichen seine Illustrationen mystisch-dunklen Inszenierungen, mal eröffnet sich dem Betrachter ein Panorama von leuchtender Farbigkeit. Ein solches Kunstwerk ist das Bilderbuch »Schahrzâd« (2002). In dieser Variation der »Märchen aus Tausendundeiner Nacht« – von Faridah Khal’atbaris geschrieben – gelingt es dem hasserfüllten Herrscher Kondsched-Schah auch nicht, die Märchenerzählerin zum Schweigen zu bringen, indem er sie in einen steinernen Vogel verwandelt. Shafiees meisterliche Bildkompositionen, die keinem streng linearen Aufbau folgen und in denen Figuren, Schattierungen und Schrift fließend ineinander übergehen, wurden mit dem Runner-Up-Award des 13. Noma Concours (2002) ausgezeichnet. Über seine Arbeitsweise sagt der Illustrator: »All meine Charaktere, Orte, Malweisen und Materialien variieren von Geschichte zu Geschichte. Ich versuche die Musik zu hören, die jede einzelne Erzählung ausstrahlt.«
Farshid Shafiee erhielt zahlreiche internationale Ehrungen. Zu seinen preisgekrönten Werken gehört u.a. das Bilderbuch »Peiwand« (2006; Ü: Die Verbindung), das auf der 21. Biennale für Illustration in Bratislava (2007) mit dem Goldenen Apfel prämiert wurde. Seine Zeichnungen wurden weltweit präsentiert, u.a. in China, Dänemark, Italien, Japan, Kroatien und der Slowakei. Der Künstler lebt mit seiner Familie in Teheran.
© internationales literaturfestival berlin
Ghesseha-ie man
[Text: Marjan KeschavarzI-Azad]
Shabaviz
Teheran, 2002
Farschid
[Text: Mahdocht Kaschkuli]
Shabaviz
Teheran, 2003
Gheir az khoda hitsch kass tanha nabud
[Text: Marjan Keschavarzi-Azad]
Shabaviz
Teheran, 2003
Pir-tschengi
[Text: Faridah Khal’atbari]
Shabaviz
Teheran, 2004
Schahrzâd
[Text: Faridah Khal’atbari]
Shabaviz
Teheran, 2005
Zarbâl
[Text: Dschamâledin Akrami]
Shabaviz
Teheran, 2006
Peiwand
[Text: Faridah Khal’atbari]
Shabaviz
Teheran, 2007
Del beh Darya
[Text: Dschamaledin Akrami]
Shabaviz
Teheran, 2007
Übersetzung: Jutta Himmelreich