Ezzedine Choukri Fishere
Ezzedine Choukri Fishere wurde 1966 in Kuwait geboren und wuchs in Ägypten auf. Er studierte Politikwissenschaft an der Cairo University, Administration an der École Nationale d’Administration in Paris, Internationale Beziehungen in Ottawa und promovierte in Politologie an der Université de Montréal. Fishere arbeitete als Diplomat in Tel Aviv sowie als politischer Berater für die UN und unterstützte unter anderem deren Missionen in Jerusalem und im Sudan. 2007 beendete er seine diplomatische Karriere und widmete sich ausschließlich dem Schreiben und Unterrichten. Er lehrt an der American University in Cairo und schreibt für verschiedene arabische und internationale Zeitungen.
Seine Leidenschaft für Literatur, so sagt er, war die einzige Konstante in seinem sich ständig verändernden Leben. Die soziopolitischen Verhältnisse in Ägypten und dem Nahen Osten sind stets Thema in Fisheres Werken. In seinen ersten vier Romanen beschreibt er den allmählichen Niedergang Ägyptens, wo der soziale und politische Verfall das Leben der Menschen zunehmend beeinträchtigt. Fisheres Werke werden oft als Kritik an der Repression und Ungerechtigkeit und dem menschlichem Leid in Ägypten angesehen, weshalb seine ersten beiden Romane »Maqtal Fakhredine« (1995; Ü: Der Mord an Fakhredine) und »Asfar Alfara’een« (1999; Ü: Die Reise des Pharaos) sozusagen im Stillen veröffentlicht wurden. Seine kritische Stimme hätte seiner Diplomatentätigkeit widersprochen. Heute finden seine Romane große Aufmerksamkeit und Anerkennung. 2008 erschien »Ghurfat al-enaya al-morrakaza« (Ü: Intensivstation). Die Geschichte ereignet sich in Khartoum unter den Trümmern des ägyptischen Konsulats, das nach einem Selbstmordattentat eingestürzt ist. Hier sind der Nachrichtenoffizier der Botschaft, ein bekannter liberaler Journalist, eine Islamistenführerin und ein koptischer Anwalt für Menschenrechte eingeschlossen. Aus ganz unterschiedlichen sozialen und religiösen Kreisen kommend, teilen sie plötzlich das gleiche Schicksal und beginnen über sich und ihr Leben nachzudenken. Sie müssen erkennen, dass sie letztlich alle zu Opfern ihrer eigenen Entscheidungen geworden sind und zu ihrer aktuellen Situation beigetragen haben. In seinem neuestes Werk »Enak enda Gesr Brooklyn« (2011; Ü: Umarmung auf der Brooklyn Bridge) sind die acht Protagonisten ägyptischer und arabischer Herkunft auf dem Weg zu einer Party in New York City. Auf ihrer Anreise erfährt der Leser so manches über ihr Leben. Sie sind erfolgreich, scheinbar in der westlichen Welt angekommen und haben doch so manche Schwierigkeiten aufgrund ihrer Herkunft. Fishere beschreibt hier die Identitätsprobleme vieler im Ausland oder zwischen zwei Kulturen lebender Araber und Muslime. Auch wenn der Roman oft als Kritik an den Beziehungen zwischen der westlichen und arabischen Welt gedeutet wird, so kann er laut Fishere doch auch als Auflösung dieses kategorischen Denkens verstanden werden. Beide Romane wurden für den Arabic Booker Prize nominiert.
Ezzedine Choukri Fishere lebt in Kairo.
© internationales literaturfestival berlin
Maqtal Fakhredine
Kairo, 1995
Asfar Alfara’een
Merit
Kairo, 1999
Ghurfet Al Enaya Al Morakkaza
Sharqyat
Kairo, 2008
Enak enda Gesr Brooklyn
Kairo, 2011
www.fishere.org