Louise Erdrich
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2021
Die amerikanische Schriftstellerin Louise Erdrich wurde 1954 in Little Falls, Minnesota, geboren. Ihr Großvater mütterlicherseits war Vorsitzender des Stammesrates der Turtle Mountain Chippewa in North Dakota, ihr Vater Deutsch-Amerikaner. Sie wuchs in North Dakota am Rande eines Indianerreservats auf. Von 1976 bis 1979 studierte sie Anthropologie an der Johns Hopkins University und wurde nach diversen Tätigkeiten Redakteurin der Zeitschrift »Circle«.
In ihren schriftstellerischen Texten verarbeitet sie reale und fiktive Geschichten, die in der Familie an sie weitergegeben wurden, sowie eigene Erfahrungen im ambivalenten Spannungsfeld zwischen Freiheit und Unterwerfung, zwischen Naturverbundenheit und Kultur. Oft spielt die Handlung in einem fiktiven Reservat und thematisiert die Beziehungen der Ureinwohner*innen untereinander aber auch die zwischen Indigenen und Menschen europäischer Herkunft. Dabei wartet sie zumeist mit einem reichen Arsenal an Figuren auf und zeichnet sie komplex und vielschichtig. Sie hat fast dreißig Bücher geschrieben, darunter Belletristik, Sachbücher, Gedichte und Kinderbücher. 1979 schrieb sie die Kurzgeschichte »The Worldʼs Greatest Fisherman« über eine geschiedene Ojibwe-Frau, die an Unterkühlung stirbt, was ihre Verwandten zur Beerdigung in ein fiktives Reservat in North Dakota führt. Mit diesem Text gewann sie den Nelson Algren Short Fiction Prize 1982, er wurde das erste Kapitel ihres Debütromans »Love Medicine« (1984; dt. »Liebeszauber«, 1986), mit dem sie den National Book Critics Circle Award gewann. Im selben Jahr veröffentlichte Erdrich auch ihre erste Gedichtsammlung »Jacklight«, die Elemente von Ojibwe-Mythen enthält. »The Antelope Wife« (1998; dt. »Die Antilopenfrau«, 2001), Erdrichs erster Roman nach ihrer Scheidung von dem Anthropologen Michael Dorris, mit dem sie auch eine künstlerische Partnerschaft verbunden hatte, bricht erstmals mit der Kontinuität vorangegangener Bücher. Er handelt von einem indianischen Findelkind, das nach dem grausamen Überfall auf seine Familie in einer amerikanischen Familie aufwächst. Der Roman »The Master Butchers Singing Club« (1998; dt. »Der Club der singenden Metzger«, 2001) über zwei Familien, die nach dem Ersten Weltkrieg aus Deutschland in die USA auswandern, wurde 2019 von Uli Edel verfilmt. In ihrem jüngsten Roman »The Night Watchman« (2020; dt. »Der Nachtwächter«, 2021) erzählt Erdrich die Geschichte ihres Großvaters, der half, den Protest gegen die Enteignung der amerikanischen Ureinwohner*innen vom ländlichen North Dakota bis nach Washington zu tragen.
Louise Erdrich wurden für ihr literarisches Schaffen zahlreiche Preise verliehen, darunter der Anisfield-Wolf Book Award, der National Book Award for Fiction und der Prize for American Fiction des National Book Festival der Library of Congress. »Der Nachtwächter« wurde 2021 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Minneapolis, wo sie eine Buchhandlung betreibt, die sich auch auf die Literatur amerikanischer Ureinwohner*innen spezialisiert hat.
Liebeszauber
Rowohlt
Reinbek, 1986
[Ü: Helga Pfetsch]
Die Rübenkönigin
Rowohlt
Reinbek, 1988
[Ü: Helga Pfetsch]
Spuren
Rowohlt
Reinbek, 1990
[Ü: Barbara von Bechtolsheim u. Helga Pfetsch]
Die Krone des Kolumbus
[Mit Michael Dorris]
Rowohlt
Reinbek, 1991
[Ü: Edith Nerke u. Jürgen Bauer]
Der Bingo-Palast
Rowohlt
Reinbek, 1995
[Ü: Edith Nerke u. Jürgen Bauer]
Geschichten von brennender Liebe
Rowohlt
Reinbek, 1998
[Ü: Adelheid Zöfel]
Die Antilopenfrau
Rowohlt
Reinbek, 2001
[Ü: Juliane Gräbener-Müller]
Der Club der singenden Metzger
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2006
[Ü: Renate Orth-Guttmann]
Der Klang der Trommel
Eichborn
Frankfurt a. M., 2007
[Ü: Renate Orth-Guttmann]
Solange du lebst
Insel
Frankfurt a. M., 2009
[Ü: Chris Hirte]
Schattenfangen
Suhrkamp
Berlin, 2011
[Ü: Chris Hirte]
Das Haus des Windes
Aufbau
Berlin, 2014
[Ü: Gesine Schröder]
Ein Lied für die Geister
Aufbau
Berlin, 2016
[Ü: Gesine Schröder]
Der Gott am Ende der Straße
Aufbau
Berlin, 2019
[Ü: Gesine Schröder]
Der Nachtwächter
Aufbau
Berlin, 2021
[Ü: Gesine Schröder]