Enrique Vila-Matas
Enrique Vila-Matas, 1948 in Barcelona geboren, ist einer der bekanntesten und renommiertesten spanischen Schriftsteller der Gegenwart. Er studierte Jura und Journalismus, arbeitete als Redakteur der Filmzeitschrift »Fotogramas« und lebte für zwei Jahre in Paris (1974–1976). Sein ursprünglicher Wunsch war es, Filmregisseur zu werden; mit Anfang zwanzig hatte er bereits zwei Kurzfilme gedreht. Zwar fühlte er sich dem Genre der Lyrik schon früh verbunden, sein Interesse an Literatur generell wurde jedoch erst geweckt, als er bereits selbst mit dem Schreiben anfing.
Sein erstes Buch entstand während seines Wehrdienstes in der spanischen Enklave Melilla. Der poetische Monolog im Stil der »Écriture automatique« wurde 1973 unter dem Titel »Mujer en el espejo contemplando el paisaje« (1973; Ü: Frau im Spiegel, die die Landschaft betrachtet) veröffentlicht. Der literarische Durchbruch – auch auf internationaler Ebene – gelang Vila-Matas mit »Historia abreviada de la literatura portátil« (1985; dt. »Dada aus dem Koffer. Die verkürzte Geschichte der tragbaren Literatur«). Anhand von Anekdoten, Fragmenten und philosophischen Kommentaren wird die Geschichte des vermeintlich 1924 gegründeten Geheimbundes der Shandy erzählt, dem neben Marcel Duchamp, Federico García Lorca und Walter Benjamin weitere bekannte Künstler der Zeit angehört haben sollen. Zentral für den Bund der Shandy war die Bekenntnis zu mühelos im Koffer transportierbaren Kunstwerken. Zu den preisgekrönten und vielbeachteten Romanen von Vila-Matas zählt auch »Dublinesca« (2010), sein jüngstes auf Deutsch erschienenes Werk (dt. »Dublinesk«, 2013). Im Zentrum steht Riba, ein ehemaliger Verleger aus Barcelona, passionierter Leser und Melancholiker, der einem Traum folgt und sich auf den Spuren des von ihm verehrten James Joyce auf eine Pilgerfahrt nach Dublin begibt. Kunstvoll und geistreich werden unzählige literarische Referenzen in den Roman eingeflochten, sodass ein weiteres Mal die Literatur an sich in den Mittelpunkt rückt. Kennzeichnend für das umfangreiche Werk von Vila-Matas, das neben Romanen auch zahlreiche Erzählungen, Essays, Kolumnen und Artikel umfasst, sind die gekonnte Verschachtelung unterschiedlicher Textebenen und die Verflechtung mit metaliterarischen Reflexionen. Oft brechen seine Werke die Grenze zwischen Essay und Fiktion auf. »Wenn ich schreibe, ist das für mich die Ausübung von Freiheit, alle Genres stelle ich mir zur Verfügung, alle Waffen, die ich habe, um zu schreiben«, so der Autor.
Das Werk von Vila-Matas wurde in 32 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen geehrt, u. a. mit dem Premio Rómulo Gallegos 2001 und dem renommierten Prix Médicis 2003 für den besten ausländischen Roman in Frankreich. Der Autor gehört dem Orden del Finnegans an, dessen Mitglieder sich der Verehrung von Joyce’ Meisterwerk »Ulysses« verschrieben haben. Enrique Vila-Matas lebt in Barcelona.
Mujer en el espejo contemplando el paisaje
Tusquets
Barcelona, 1973
Dada aus dem Koffer
Die verkürzte Geschichte der tragbaren Literatur
Popa
München, 1988
[Ü: Orlando Grossegesse]
Bartleby und Co.
Nagel & Kimche
Zürich, 2001
[Ü: Petra Strien]
Aire de Dylan
Seix Barral
Barcelona, 2012
Dublinesk
Die Andere Bibliothek
Berlin, 2013
[Ü: Petra Strien]