Elisabeth Plessen
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2023
Elisabeth Plessen wurde 1944 als Elisabeth Charlotte Marguerite Augusta Gräfin von Plessen im ostholsteinischen Neustadt geboren. Zunächst wuchs sie auf dem elterlichen Gut Sierhagen auf, später besuchte sie ein Mädcheninternat in Wieblingen bei Heidelberg. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Philosophie und Geschichte in Paris und Berlin. Ihr Studium schloss sie mit einer Dissertation über zeitgenössische Epik ab. Längere Reisen führten Plessen in die Karibik, nach Lateinamerika und in die Sowjetunion. Bereits ab Ende der 1960er Jahre trat sie als Übersetzerin u. a. von Werken Hemingways auf und veröffentlichte daneben einzelne Erzählungen und Gedichte. Mit Herausgabe des Bandes »Meine ungeschriebenen Memoiren« (1974) von Katia Mann wurde Plessen einem breiteren Leserkreis bekannt. Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang ihr mit ihrem Romandebüt »Mitteilung an den Adel« (1976).
Bereits in diesem Band, wie in fast all ihren literarischen Werken, verknüpft die Autorin gekonnt ihre eigene Biografie mit Elementen der Zeitgeschichte. In dem Roman arbeitet sie die Beziehung zu ihrem Vater und ihre adlige Herkunft auf. Das Werk wurde von der Kritik hoch gelobt und zählt zu den bekanntesten Texten über den Konflikt der 68er mit ihrer Vätergeneration. In ihrem zweiten Romanwerk, »Kohlhaas« (1979), taucht sie in Anlehnung an Heinrich von Kleists Novelle in die Wirren der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts ein. Allerdings stehen bei ihr weniger verschiedene Rechtsauffassungen wie bei Kleist im Vordergrund als vielmehr die Freiheit, das eigene Schicksal selbst zu bestimmen. Ab 1980 wirkte Plessen wieder verstärkt als Übersetzerin. Beeinflusst durch ihre Beziehung zu dem Theaterregisseur Peter Zadek standen nun häufiger dramatische Werke, u. a. von Shakespeare, Tschechow und Marguerite Duras, im Fokus. Parallel verfasste sie Romane, Erzählungen und Gedichte. Ihre intime Kenntnis der Theater- und Medienwelt verarbeitete die Autorin in dem Roman »Der Knick« (1997) über eine medikamentensüchtige Schauspielerin, und in »Das Kavalierhaus« (2004) lässt sie ihre Jugend im Internat zur Adenauerzeit literarisch wieder auferstehen. In ihrem Roman »Ida« (2010) begibt sich die Schriftstellerin zurück in die 1970er Jahre und erzählt die Beziehung eines Architekten zu einer über dreißig Jahre jüngeren Studentin. 2010 gab sie außerdem den letzten Band von Peter Zadeks Autobiografie »Die Wanderjahre« heraus. Mit ihrem Roman »Die Unerwünschte« (2019) knüpft sie an ihr Debüt an und betrachtet siebzig Jahre Familienvergangenheit. Ihr jüngster Roman »Die Frau in den Bäumen« (2023) ist eine literarische Sommerreise ins Italien der 1970er Jahre.
Elisabeth Plessen wurde mit verschiedenen literarischen Auszeichnungen wie dem Deutschen Kritikerpreis und dem Meersburger Droste-Preis bedacht. Die Autorin lebt in Berlin und der Toskana.
Mitteilung an den Adel
Benzinger
Zürich, 1976
Kohlhaas
Benzinger
Zürich, 1979
Der Knick
Nagel & Kimche
Zürich, 1997
Das Kavalierhaus
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2004
Ida
Berlin Verlag
Berlin, 2010
An den fernen Geliebten
Berlin Verlag
Berlin, 2014
Die Unerwünschte
Berlin Verlag
Berlin, 2019
Die Frau in den Bäumen
Berlin Verlag
Berlin, 2023