Elisa Shua Dusapin
- Schweiz
- Zu Gast beim ilb: 2022
Elisa Shua Dusapin wurde 1992 als Tochter eines Franzosen und einer Südkoreanerin in Frankreich geboren und wuchs in Paris, Seoul und Porrentruy, einem Ort im Schweizer Kanton Jura, auf. Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und legte 2016 mit »Hiver à Sokcho« [dt. »Ein Winter in Sokcho«, 2018] ihr Romandebüt vor.
Im südkoreanischen Küstenort Sokcho treffen ein französischer Comiczeichner und die Erzählerin des Romans aufeinander. Er ist Gast der Pension, in der sie arbeitet, und sucht in der kargen Landschaft nach Stille und Inspiration. Sie unterstützt ihre alleinstehende Mutter und träumt von einem Leben in Frankreich, woher ihr Vater stammt. Mit Gesprächen und Spaziergängen durch das winterliche Niemandsland nahe der nordkoreanischen Grenze nähern die beiden sich Schritt für Schritt, Satz für Satz einander an. Mit einer klaren, konzentrierten Sprache und viel Feingefühl erzählt Elisa Shua Dusapin in ihrem Erstling von Hoffnung, Sehnsucht und Zärtlichkeit. »Ein kleines Meisterwerk«, urteilte die Jury des Robert-Walser-Preises, mit dem der Roman 2016 ausgezeichnet wurde. Die englische Version erhielt 2021 den renommierten US-amerikanischen National Book Award in der Kategorie Übersetzte Literatur.
Elisa Shua Dusapins zweiter Roman »Les Billes du Pachinko« [2018; Ü: Die Pachinko-Kugeln] erzählt wieder von einer jungen Frau. Claires Großeltern leben in Tokio, ihr Großvater betreibt dort eine Pachinko-Spielhalle. Ursprünglich stammen sie aus Korea. Der Krieg hat sie nach Japan getrieben; seitdem waren sie nicht mehr in ihrer Heimat. Nun versucht Claire, ihre Großeltern zu einer Reise zurück zu ihren Wurzeln zu überzeugen. Erneut durch einen nüchternen Schreibstil gekennzeichnet, lässt der Roman die ambivalenten Familienbeziehungen ebenso spürbar werden wie die Atmosphäre an den unterschiedlichen Orten. Er wurde 2019 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
Zuletzt erschien »Vladivostok Circus« [2020; Ü: Zirkus Wladiwostok]: Nino, Anton und Anna, drei Zirkusartist:innen, bereiten sich in Wladiwostok auf einen internationalen Wettbewerb vor. Vier Dreifachsaltos auf dem russischen Barren sind das Ziel. Dafür muss Anna sich voll und ganz auf Nino und Anton verlassen können. Erzählt von der Kostümschneiderin Nathalie, beleuchtet dieser Roman wie schon seine beiden Vorgänger ein einzigartiges Beziehungsgefüge. »Jedes ihrer Worte enthält eine Welt«, urteilte »Le Figaro«. »Der Stil der Autorin ist genauso schön wie die Beziehungen, die sie beschreibt. Sie bleibt sich selbst treu und lässt Kulturen und Kontinente einander auf poetische Weise umarmen. Ein erhabenes Schauspiel.«
Die Autorin lebt in der Nähe von Porrentruy, Schweiz.
Stand: 2022
Ein Winter in Sokcho
Blumenbar
Berlin, 2018
[Ü: Andreas Jandl]
Les Billes du Pachinko
Editions Zoé
Chêne-Bourg, 2018
Vladivostok Circus
Editions Zoé
Chêne-Bourg, 2020