Elisa Biagini
Die Lyrikerin Elisa Biagini wurde 1970 in Florenz geboren. Nach ihrem Studium promovierte sie an der amerikanischen Rutgers University und unterrichtete in den folgenden Jahren Italienisch an verschiedenen Hochschulen (u. a. Columbia University, Gettysburg College und Barnard College).
1993 erschien ihr erster Gedichtband »Questi Nodi« (Ü: Diese Knoten), es folgten fünf weitere, darunter die zweisprachigen Bände mit Gedichten auf Italienisch und Englisch »L’ospite« (2004; Ü: Der Gast) und »Fiato. Parole per Musica« (2006; Ü: Atem. Worte für Musik). Ihre Gedichte wurden in 13 Sprachen übersetzt. Biaginis metaphernstarke Poesie zeigt ein alltägliches Leben, das sich innerhalb von fest umrissenen räumlichen Grenzen eines Hauses oder eines Raums abspielt. Doch indem sie sich in eine Betrachtung dieser gewöhnlichen Dinge vertieft, erfühlt sie ihr verborgenes Dasein. Schonungslos analysiert Biagini die menschliche Existenz und betrachtet ihre Gedichte damit als politisch: »Ich frage mich oft, warum ich Gedichte schreibe: Mein Schreiben muss die Wirklichkeit entdecken und sie mit anderen Augen sehen, und selbst wenn es um scheinbar persönliche Details geht, kommt es darauf an, eine gemeinsame Erfahrung, den gemeinsamen Schmerz des Lebens zu erfassen. In diesem Sinne möchte ich meine Gedichte als politisch bezeichnen, weil sie die Erfahrungen des Lebens und seine Widersprüche analysieren mit dem Ziel, den Leser zum Denken zu bringen, und nicht, ihn zu trösten.« In den Gedichten ihres jüngsten Bandes »Nel bosco« (2007; Ü: Im Wald) greift sie die Metapher des Waldes als Schauplatz archetypischer Märchen, kindlicher Urängste, als Ort der Verlassenheit, der Geister und der Sexualität auf und macht sie wiederum zum Ausgangspunkt für eine Reise in das menschliche Innere.
Elisa Biagini arbeitet auch als Übersetzerin. 2001 veröffentlichte sie ihre Übertragungen von Alicia Ostrikers Gedichten und Prosa. Sie übersetzte zudem Sylvia Plath, Mark Haddon, Sharon Olds sowie Lucille Clifton und gab 2006 eine Anthologie zeitgenössischer amerikanischer Poesie »Nuovi Poeti Americani« heraus. Darüber hinaus arbeitet sie interdisziplinär mit anderen Künstlern, schrieb z. B. mit dem Komponisten Filippo Gatti Songs für eine CD und erarbeitete mit dem Choreografen Virgilio Sieni verschiedene Performances.
Elisa Biagini unterrichtet Kunstgeschichte, Literatur und kreatives Schreiben und lebt als freie Schriftstellerin und Künstlerin in Florenz.
© internationales literaturfestival berlin
Questi Nodi
Gazebo
Firenze,1993
L’ospite
Einaudi
Turin, 2004
Fiato. Parole per musica
Edizioni d’If
Neapel, 2006
Nel bosco
Einaudi
Turin, 2007
www.elisabiagini.it