Eka Kurniawan
Eka Kurniawan wurde 1975 in Tasikmalaya, West-Java, geboren. Sein Studium an der philosophischen Fakultät der Universität Gajah Mada in Yogyakarta schloss er mit einer Arbeit über Pramoedya Ananta Toer (1925–2006) ab, einen der bekanntesten indonesischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Sein eigener Durchbruch als Autor gelang Kurniawan 2002 mit dem Roman »Cantik Itu Luka« (Ü: Schönheit ist eine Wunde), dessen englische Übersetzung 2015 von der »New York Times« in ihre jährliche Liste von hundert bemerkenswerten Büchern aufgenommen wurde. Der Roman verbindet den magischen Realismus García Márquez’, hier in Gestalt der fiktiven javanischen Stadt Halimunda, mit der indonesischen Tradition mündlicher Erzählkunst, die ihre Charaktere darüber beschreibt, wie sie handeln und fühlen, statt über das, was sie (aus)sprechen. Die übernatürlichen Elemente in der Geschichte einer Prostituierten, die 1965 in den Wirren nach dem Putschversuch in Indonesien nach 21 Jahren wieder zum Leben erweckt wird, werden dabei durch Kurniawans trockenen Humor geerdet. 2004 veröffentlichte der Autor den Roman »Lelaki Harimau«, der unter dem Titel »Tigermann« seit 2015 auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. Das Buch spielt in einem dörflichen Wohngebiet am Rand einer Kleinstadt an Javas Südküste, erschüttert durch einen brutalen Mord. Sprachlich präzise und mit ungewöhnlichen Metaphern zeigt sich Kurniawan als ein Meister der psychologischen Deutung, der bei seiner Schilderung der Lebensverhältnisse des Täters Schicht für Schicht abträgt, um unter dem höflichen Auftreten eines jungen Jägers den Geist einer weißen Tigerin zu entdecken, von dem er besessen ist. Neben den bereits genannten literarischen Einflüssen kommt hier auch der Groschenroman zum Tragen, der während Kurniawans Kindheit in West-Java beliebt war, etwa in der entsetzlich blutigen Beschreibung des Mordes. Die Übersetzerin Martina Heinschke merkt in ihrem Nachwort zu »Tigermann« zudem an, dass im Vergleich zu früheren Texten die »ironische Lakonie« im Lauf der Erzählung zurücktrete und Platz mache »für einen ebenso knappen Ton innerer Erstarrtheit und scheinbaren Unbeteiligtseins, wie sie die Erzählungen Traumatisierter kennzeichnen«. Neben Großtexten (in Indonesien erschien zuletzt 2016 der Roman »O«) hat Kurniawan inzwischen bereits fünf Sammlungen seiner Kurzgeschichten veröffentlicht, darunter seine erste literarische Publikation »Corat-Coret di Toilet« (2000; Ü: Toilettengraffiti) und »Perempuan Patah Hati yang Kembali Menemukan Cinta Melalui Mimpi« (2015; Ü: Frauen mit gebrochenem Herzen suchen die Liebe durch Träume).
2015 wurde Kurniawan, der bei Jakarta lebt, vom Magazin »Foreign Policy« in die jährliche Liste der globalen Denker aufgenommen, da er indonesische Literatur weltweit bekannt gemacht habe.
Corat-coret di Toilet
Yayasan Aksara Indonesia
Yogyakarta, 2000
Cantik Itu Luka
AKYPress & Penerbit Jendela
Yogyakarta, 2002
Tigermann
[Phönixfeder 30]
Ostasien Verlag
Großheirath, 2015
[Ü: Martina Heinschke]
Perempuan Patah Hati yang Kembali Menemukan Cinta Melalui Mimpi
Bentang Pustaka
Yogyakarta, 2015
O
Gramedia Pustaka Utama
Jakarta, 2016