Eduardo Sguiglia
- Argentinien
- Zu Gast beim ilb: 2007
Eduardo Sguiglia wurde 1952 im argentinischen Rosario geboren. Er schloss 1975 die Universidad Nacional de Rosario ab und absolvierte 1986 in Buenos Aires den Masterstudiengang der Facultad Latinoamerica na de Ciencias Sociales (FLACSO), an der er 2005 auch zum Doktor der Sozialwissenschaften pr omovierte. 1976 ging er nach Mexiko ins Exil. Nach seiner Rückkehr 1984 lehrte er an der Universidad de Buenos Aires, veröffentlichte zahlreiche wirtschafts- und sozialpolitische Forschungsarbeiten und Essays und arbeitete u.a. als Koordinator des UNO-Entwicklungs pr ogramms sowie als Staatssekretär im argentinischen Außenministerium. Derzeit vertritt er sein Land als Botschafter in Angola.
Als Schriftsteller zeichnet sich Sguiglia vor allem durch seine Fähigkeit aus, dicht und spannend zu erzählen: »Am meisten interessiert es mich, ein Buch zu schreiben, das zuerst mich und dann auch die Leser im guten Sinn der Literatur unterhält«. Sguiglia nutzt den Abenteuerroman, um Schwächen auszuleuchten, die in der menschlichen Natur liegen – so die Versuchung, Macht zu missbrauchen oder Gewalt zur Durchsetzung persönlicher, wirtschaftlicher und politischer Ziele einzusetzen.
Sein erstes Werk, »Fordlandia« (1997; dt. »Fordlandia«, 2002), schildert den Versuch des Autobauers Henry Ford, den amerikanischen Way of Life in den brasilianischen Urwald zu tragen. In den dreißiger Jahren ließ Ford am Río Tapajós mehrere Millionen Hektar Wald roden, um dort Bäume für die Gewinnung von Kautschuk anzupflanzen, den er für die Herstellung von Autoreifen benötigte. Der Ich-Erzähler, ein Argentinier, ist in dem Fordlandia genannten Unternehmen für die Rekrutierung des Personals zuständig und gerät bei seinen Touren durch die Wildnis selbstverschuldet in Grenzsituationen, die seinem Irrglauben an die Beherrschbarkeit der Welt zuzuschreiben sind. Das Unternehmen Fordlandia scheitert an der Natur, vor allem aber am Unwillen der vorwiegend indianischen Bevölkerung, sich auf ein von Ford diktiertes, fremdbestimmtes Leben einzulassen. »Fordlandia« wurde in vier S pr achen übersetzt und trug Sguiglia die Nominierung für den Dublin Literary Award und eine Auszeichnung der »Washington Post« für einen der vier besten Romane des Jahres 2000 ein. In seinem zweiten Roman, »No te fíes de mi, si el corazón te falla« (1999; Ü: Verlass dich nicht auf mich, wenn dir das Herz versagt), verwendet Sguiglia Elemente des Action-Thrillers. Ein Jazzmusiker, während der argentinischen Diktatur der siebziger Jahre grausam misshandelt, trifft zwanzig Jahre später per Zufall in einer Bar in Buenos Aires auf seinen Folterer. Der Musiker entwickelt einen Plan, sich zu rächen. Auch in Sguiglias bislang letztem Roman geht es um Rache – diesmal an der spanischen Krone. Mit »Un puñado de gloria« (2003; Ü: Eine Handvoll Herrlichkeit) schrieb er einen historischen Abenteuerroman, der in das Peru des sechzehnten Jahrhunderts an den Hof des Eroberers Francisco Pizarro führt. Das Werk wurde für den italienischen Premio Grinzane Cavour nominiert. Eduardo Sguiglia lebt heute in Buenos Aires und in der angolanischen Hauptstadt Luanda.
© internationales literaturfestival berlin
No embromes con tu conciencia
Libros de Tierra
Buenos Aires, 1989
No te fíes de mi, si el corazón te falla
Grupo Editorial Norma
Buenos Aires, 1999
Fordlandia
Europa-Verlag
Hamburg, Wien, 2002
[Ü: Veronika Schmidt und Rike Bolte]
Un puñado de gloria
Grijalbo Mondadori
Buenos Aires, 2003
Übersetzung: Veronika Schmidt, Rike Bolte