Eduardo Lizalde
- Mexiko
- Zu Gast beim ilb: 2002
Eduardo Lizalde wurde 1929 in Mexiko, Distrikt Federal, geboren. Er studierte an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) Philosophie und Literatur. Zusammen mit Gonzales Rojo rief Lizalde 1948 die literarische Bewegung des „Poeticismo“ ins Leben, die mit der ihrer Meinung nach vorherrschenden Unklarheit und Ungenauigkeit im Ausdruck und in der Struktur der zeitgenössischen Lyrik brechen wollte. Der oberste poetologische Vorsatz dieser Bewegung war demnach die Eindeutigkeit des poetischen Ausdrucks, sowohl in der Präzision der angewandten Bilder, als auch in ihren Wirklichkeitsbezügen. 1955 trat Eduardo Lizalde der Kommunistischen Partei bei. In dieser „politischen Phase“ publizierte er in „La Voz de México“, einer der größten politischen Zeitungen Mexicos, Gedichte, die von ideologisch-sozialistischer Thematik geprägt waren. 1960 kam es zum Zerwürfnis, woraufhin er sich für immer jeder parteilich gebundenen politischen Aktivität entzog. Seit 1969 ist der Autor als Professor für spanischsprachige Literaturen an der UNAM tätig, wo er zeitweilig verschiedene leitende Tätigkeiten innehatte. 1975-76 wurde er zum Generalsekretär des Nationalrates für Kultur, 1987 Direktor des öffentlichen Fernsehens. Den Vorsitz des mexikanischen P.E.N.-Clubs hatte er von 1988 bis 1994 inne. Heute ist er Generaldirektor der Mexikanischen Staatsbibliothek. Darüberhinaus ist Eduardo Lizalde als Autor von neun Lyrikbänden, einem Roman sowie zahlreichen Erzählungen und Novellen einer der präsentesten Schriftsteller der mexikanischen Gegenwartsliteratur. Sein erster Gedichtband „La mala hora“ (1956) weist eine Vielzahl poetischer Formen auf. Thematisch ist der marxistische Einfluss, unter dem Lizalde zu dieser Zeit stand, vorherrschend. In seinem zweiten Buch „Cada cosa es Babel“ (1966) dagegen widmet er sich einer weitgehenden Sprachreflexion, einer fast ins Metaphysische reichenden Suche nach der Essenz und dem Wesen der Wörter. Für „El tigre en la casa“ (1970), von der Kritik für sein bestes Buch erklärt, das von der Auseinandersetzung mit Symbolen der mexikanischen Kultur handelt, die im modernen Alltag des Landes eine stets präsente und subtile Rolle spielen, erhielt der Dichter 1974 den „Premio Nacional de Poesía de Aguascalientes“. Der darauf folgende Band „La zorra enferma“ ist eine reiche Sammlung an kurzen Epigrammen, die das Experiment unternehmen, sich gegen alle politischen und metaphysischen Systeme, die der Sprache wie eine Art doppelter Boden anhaften, zu sperren. Im gleichen Jahr erhielt er dafür den „Asguascalientes-Lyrikpreis“. In seinem Roman „Siglo de un día“ (1993) verknüpft Lizalde stark autobiographische Elemente mit einer historischen Dokumentation der „Zacatecas-Schlacht“ von 1914, bei das Regime Huertas endgültig von den Konstitutionalisten geschlagen wurde. Lizalde war Mitarbeiter und Mitbegründer einer Vielzahl von Zeitungen und Zeitschriften, u.a. der Tageszeitung „El Universal“. 1988 erhielt er den mexikanischen „Nationalpreis für Literatur und Sprache“, 2002 den iberoamerikanischen „Ramón López Velarde-Preis“ und 2005 den Premio Sabines-Gatien Lapointe. Zur Zeit leitet er die Staatliche Bibliothek von Mexiko-Stadt.
© internationales literaturfestival berlin
La mala hora
Los Presentes
México, 1956
La cámara
Impr. Universitaria
México, 1960
Cada cosa es Babel
UNAM
México, 1966
El tigre en la casa
Universidad de Guanajuato
México, 1970
La zorra enferma
Editorial Joaquin Mortiz
México, 1975
Nuevo memoria del tigre
Fondo de Cultura Económica
México, 1993
Siglo de un dia
Vuelta
México, 1993
Manual de flora fantástica
Cal y Arena
México, 1997
Tablero de divagaciones
Fondo de Cultura Económica
Méxiko, 1999
Übersetzer: Tobias Burghardt