Dubravka Ugrešić
Dubravka Ugrešić wurde 1949 in Kutina, Jugoslawien (heute Kroatien), geboren. Sie studierte an der Universität Zagreb Komparatistik und Russistik und arbeitete über zwanzig Jahre am Institut für Literaturtheorie. Dubravka Ugrešić hat Werke von Daniil Charms und Boris Pilnjak ins Kroatische übersetzt und 1980 eine Studie über die russische Avantgarde veröffentlicht. Schon in Jugoslawien war sie bekannt für ihre Romane und Kurzgeschichten. 1993 ging Ugrešić, die sich dem aufkommenden Nationalismus verweigerte, nach Berlin, später in die USA, wo sie an verschiedenen Universitäten lehrte, bevor sie sich in Amsterdam niederließ. Ihre Exilerfahrungen und ihren Standpunkt zum Zerfall Jugoslawiens verarbeitete sie in zwei Essay-Bänden und in ihrem Roman »Muzej bezuvjetne predaje« (dt. »Das Museum der bedingungslosen Kapitulation«, 1998), der ein internationaler Erfolg wurde.
Ihr zuletzt erschienenes Buch »Baba Jaga je snijela jaje« (2008; dt. »Baba Jaga legt ein Ei«, 2008) ist eine Mischung aus Autobiografie, Roman und wissenschaftlicher Abhandlung und nimmt Bezug auf die Mythengestalt der Hexe Baba Jaga: »Baba Jaga ist eine böse und hässliche Greisin, der man nachsagt, sie fresse kleine Kinder. […] Und dennoch ist Baba Jaga eines der ältesten archetypischen Bilder in der Geschichte der Menschheit, das in uns allen, Frauen wie Männern, tief verwurzelt ist.« Ugrešić erzählt im ersten Teil von ihrer alternden Mutter, daran schließt sich die Geschichte von drei alten Damen an, die in einem tschechischen Kurort Urlaub machen wollen: Beba, die beim Geldwechseln in ein Roulettespiel hineingezogen wird und eine halbe Million Euro gewinnt; Kukla, die beim Golfspielen versehentlich einen amerikanischen Wellnesspapst tötet; sowie Pupa, für die das Luxushotel zur Endstation ihrer Lebensreise wird. Die betagten Damen werden mit Jugendwahn und Wellnesskommerz gepeinigt, denen sie ihren unverwüstlichen Altershumor entgegensetzen. Im dritten Teil des Buches erfährt der Leser mehr über die Mythologie der Baba Jaga im slawischen Sprach- und Kulturraum. Durch diese Erläuterungen wird deutlich, wie sehr alle Frauenfiguren des Romans Eigenschaften des Baba-Jaga-Mythos verkörpern, die den Frauen seit den Hexenverbrennungen jahrhundertelang abtrainiert wurden.
Dubravka Ugrešić hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1999) und den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste, Berlin (2000). Sie lebt als Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Amsterdam und schreibt für verschiedene europäische Zeitungen und Zeitschriften (u. a. »Lettre International« und »Die Zeit«).
My American Fictionary
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1994
[Ü: Barbara Antkowiak]
Das Museum der bedingungslosen Kapitulation
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1998
[Ü: Barbara Antkowiak]
Lesen verboten
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 2002
[Ü: Barbara Antkowiak]
Keiner zu Hause
Berlin Verlag
Berlin, 2007
[Ü: Barbara Antkowiak/Angela Richter/Mirjana u. Klaus Wittmann]
Baba Jaga legt ein Ei
Berlin Verlag
Berlin, 2008
[Ü: Mirjana u. Klaus Wittmann]
Napad na minibar
Fabrikat knjiga
Beograd, 2010