Dietmar Dath
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2010, 2017
Dietmar Dath wurde 1970 in Rheinfelden (Baden) geboren. Aufgewachsen in Schopfheim, studierte er nach seinem Abitur in Freiburg Physik und Literaturwissenschaften. Bereits als Student publizierte er − auch unter Pseudonymen wie David Dalek oder Dieter Draht − literarische und journalistische Beiträge zu Gesellschaft und Popkultur für Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland. Außerdem machte er als Übersetzer englischsprachiger Kultautoren wie Joe R. Lansdale oder Buddy Giovinazzo auf sich aufmerksam. Von 1998 bis 2000 war Dath Chefredakteur der Zeitschrift »Spex«, bevor er von 2001 bis 2007 Feuilleton-Redakteur bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« wurde, wo er seit 2011 als Redakteur im Bereich Film tätig ist.
1995 veröffentlichte Dath mit »Cordula killt dich!« seinen ersten Roman, dem weitere folgten, u. a. »Die Ehre des Rudels« (1996), »Am blinden Ufer« (2000), »Phonon oder Staat ohne Namen« (2001), »Schwester Mitternacht« (2002), »Feldeváye« (2014) und »Leider bin ich tot« (2016). Oft gibt es in seinen Romanen autobiografische Anklänge; so heißen die Protagonisten wie der Autor alliterierend David Dalek oder Martin Mahr, kommen aus badischen Kleinstädten und arbeiten in Zeitungsredaktionen. Die Themen changieren in einem breiten Spektrum zwischen Popkultur und Quantenphysik, Marxismus, Science Fiction und Gentechnik. Beispielhaft für seine Entwicklung hin zu einem monumentalen Stil ist sein tausendseitiger Roman »Für immer Honig« (2005), in dem er die leninistischen Theorien aktualisiert. Das Buch handelt u. a. von gewalttätigen Rechtsradikalen in der badischen Provinz, von Zombies und Dämonenjägern und umfasst gesellschaftstheoretische, musik- und literaturästhetische Diskurse ebenso wie Anspielungen auf amerikanische Fernsehserien. Der Autor selbst hat den Roman als »Allesfresserform« bezeichnet. Seine Texte handeln nicht davon, »wie es ist, sondern davon, wie es sein sollte, wie es hoffentlich nicht sein wird oder wie es ganz neutral sein könnte. Und das sind nun mal spekulative oder fantastische Texte.« In seinem Essay »Maschinenwinter« (2008), einer Streitschrift über den Kapitalismus und seine Alternativen, prangert Dath die Unmenschlichkeit und Obszönität kapitalistischen Wirtschafts- und Finanzgebarens an. Der Roman »Deutschland macht dicht« (2010) thematisiert die damalige Wirtschaftskrise und erzählt eine fantastische, comicartige Geschichte vom Kampf gegen die Bestie des Kapitalismus. Sein jüngster, philosophisch-politischer Roman »Der Schnitt durch die Sonne« (2017) stellt sich erneut den dringenden Fragen der Gegenwart: Sechs Menschen reisen zur Sonne, treffen dort auf eine fremde Zivilisation und sollen in neuen Körpern drei große Aufgaben bewältigen.
Dath erhielt 2008 er den Förderpreis zum Lessing-Preis für Kritik, 2009 den Förderpreis für Literatur der Akademie der Künste Berlin, im selbem Jahr sowie 2013 außerdem den Kurd-Laßwitz-Preis. Er lebt in Freiburg.
Wir sind doch nicht Nemesis von jedem Pfeifenheini
Verbrecher-Verlag
Berlin, 1995
Für immer in Honig
Implex
Berlin, 2005
Maschinenwinter
Wissen, Technik, Sozialismus
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2008
Die Abschaffung der Arten
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2008
Deutschland macht dicht
Suhrkamp
Berlin, 2010
Leider bin ich tot
Suhrkamp
Berlin, 2016
Der Schnitt durch die Sonne
S. Fischer
Berlin, 2017