Dietlind Antretter
- Österreich
- Zu Gast beim ilb: 2006
Dietlind Antretter wurde 1961 im österreichischen Salzburg geboren. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums begann sie in ihrer Heimatstadt ein Studium der Germanistik, während dessen sie bereits als Journalistin und im Theater arbeitete. Sie war u.a. im Pressebüro der Salzburger Festspiele tätig, hospitierte an den Münchner Kammerspielen bei George Tabori und arbeitete am Salzburger Landestheater. Häufige Aufenthalte in Frankreich führten sie nach Paris, wo sie an Jean-Louis Barraults Theater eine Hospitanz absolvierte und an der Comédie Française sowie am Théâtre de l’Odéon arbeitete. Nach ihrer Promotion 1988 war sie für den ORF in Wien tätig und ließ sich anschließend in Paris nieder. Dort war sie als Regieassistentin, Produktionsleiterin, Co-Regisseurin und Dramaturgin aktiv. 1996 siedelte sie nach Kalifornien über. Sie arbeitete als freie Schriftstellerin und Journalistin, z.B. für die »Salzburger Nachrichten« und den NDR, für den sie Rundfunksendungen über Sandor Marais letztes Exil in San Diego oder William Faulkners Schaffen in Hollywood machte. Für die Salzburger Festspiele schrieb sie eine neue Fassung der »Entführung aus dem Serail«, die 1997 sowie 1998 aufgeführt wurde.
Das Leben in verschiedenen Ländern ist auch ein zentraler Topos in den acht Kurzgeschichten ihres literarischen Debüts »Immer wie immer«, das 2005 erschien. Antretters schwebende Prosa entfaltet darin mit kalkulierter Skizzenhaftigkeit eine eigene Spannung. Wie die Autorin selbst entstammen ihre Protagonisten der Künstler- und Theaterszene, und die Handlungsorte entsprechen oft Antretters Wirkungsstätten. In der ersten und auch längsten Geschichte »Es scheint so« gewährt Antretter dem Leser einen authentischen Einblick in das Milieu des etablierten Theaters, dessen extrovertierte und doch schutzlose Hauptfiguren in ihrer Suche nach menschlicher Wärme die Nacht zum Tag machen. So betrügen Irina, Marcel, Christelle, Jeremy und Beatrice gegenseitig ihre Ehe- und Lebenspartner; am meisten jedoch betrügen sie sich selbst. Obwohl im Untertitel als »Liebesgeschichten« bezeichnet, handeln auch die weiteren Erzählungen eher von Liebesbedürftigkeit, den oft erfolglosen Bemühungen nach Zuneigung oder dem Schwinden von Liebe. In der zweiten Geschichte scheinen die Handelnden nur noch zur Liebe zu ihren Hunden fähig und vollkommen unfähig, zwischenmenschliche Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Die Autorin ist Mutter von Zwillingen und lebt in Südkalifornien, Südfrankreich und »manchmal in Prag«.
© internationales literaturfestival berlin
Immer wie immer
Haymon
Innsbruck, Wien, 2005