Darío Jaramillo Agudelo wurde 1947 in Santa Rosa de Osos, in der Provinz Antioquia im Nordwesten Kolumbiens, geboren. Er studierte Jura und Wirtschaftswissenschaften an der Universidad Javeriana in Bogotá. Bereits 1974 veröffentlichte Darío Jaramillo Agudelo seinen poetischen Erstling „Historias“ (Ü: Geschichten) und erhielt vier Jahre später für seinen zweiten Gedichtband „Tratado de retórica“ (Ü: Traktat über die Redekunst) den Premio Nacional de Poesía (1978). Sein Romandebüt des Jahres 1983, „La muerte de Alec“ (Ü: Alecs Tod) – gefolgt von mehreren Romane, darunter „Cartas cruzadas“ (1995; Ü: Gekreuzte Karten) und zuletzt „La voz interior“ (2006; Ü: Die innere Stimme) – brachte schließlich sein beachtenswertes Doppeltalent zum Vorschein. Dennoch wollte Darío Jaramillo Agudelo als Autor stets von Tantiemen, Stipendien und Preisgeldern unabhängig bleiben, weshalb er seinen Lebensunterhalt seit 1985 als Kulturbeauftragter der Nationalbank Kolumbiens verdient. 1995 wurde Jaramillo Agudelo zum korrespondierenden Mitglied der Kolumbianischen Akademie für Sprache gewählt. Er lebt in Bogotá.
Die Kluft, die Poesie und Prosa, Dichter und Schriftsteller heute voneinander trennt, ist bei Darío Jaramillo Agudelo einer dichterischen Befruchtung der Literatur gewichen. In einem Interview mit der mexikanischen Zeitung „La Jornada“ bekannte er: „Ich bin davon überzeugt, dass die einzige literarische Gattung die Poesie ist. Ein Roman, ein Essay, eine Reportage sind erst dann wertvoll, wenn sie eine beliebige poetische Emotion vermitteln.“ Gefühlsselig sind seine Romane darum nicht. In ihnen dominieren die Themen des von Gewalt geprägten kolumbianischen Alltags, mit dem sich in Kolumbien eine eigene Literaturrichtung, die „literatura de la violencia“, befasst. Seine Popularität erlangte Darío Jaramillo Agudelo vor allem durch seinen Zyklus „Poemas de amor“ (1989). Darío Jaramillo Agudelo gehört mit Juan Gustavo Cobo Borda, Juan Manuel Roca, Giovanni Quessep, Henry Luque Muñoz, Raúl Henao, María Mercedes Carranza und Elkin Restrepo zur so genannten „Generación sin Nombre“ („Generation ohne Namen“). Dennoch erkennt er keine kreative Krise der latein- und südamerikanischen Literatur, vielmehr entfaltet sich in der überaus dynamischen Literaturszene und Verlagslandschaft Kolumbiens für ihn ein „breiter Fächer der Möglichkeiten“ (Patricia Salazar).
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