Edwidge Danticat
Edwidge Danticat wurde 1969 in Port-au-Prince, Haiti, geboren und emigrierte im Alter von zwölf Jahren in die USA. Sie studierte französische Literatur am Barnard College in New York City und Creative Writing an der Brown University in Providence, Rhode Island.
Ihr Debütroman »Breath, Eyes, Memory« (1994; dt. »Atem, Augen, Erinnerungen«, 1996) schildert die Beziehungen zwischen haitianischen Frauen mehrerer Generationen. Es folgte die Kurzgeschichtensammlung »Krik? Krak!« (1995). Ihr zweiter Roman »The Farming of Bones« (1998; dt. »Die süße Saat der Tränen«, 1999) spielt vor dem Hintergrund des Massakers, das der dominikanische Diktator Rafael Trujillo 1937 an haitianischen Emigranten verübte. Mit »The Dew Breaker« (2004; dt. »Der verlorene Vater«, 2010) setzte Danticat ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte Haitis fort. Im Mittelpunkt der neun lose miteinander verbundenen Erzählungen steht ein Mann, der von dort in die USA ausgewandert ist. Zwar gibt er vor, vor dem Regime des haitianischen Diktators François Duvalier geflohen zu sein, doch tatsächlich zählte er zu dessen Schergen. »Claire of the Sea Light« (2013; dt. »Kein anderes Meer«, 2015) stand auf der Shortlist für die Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction. Ausgehend vom Verschwinden eines jungen Mädchens, erzählt der Roman die Geschichten der Freund*innen und Nachbar*innen, die in der haitianischen Küstenstadt Ville Rose nach ihr suchen.
Danticat veröffentlichte die Kinder- und Jugendbücher »Behind the Mountains« (2002; Ü: Hinter den Bergen), »Anacaona, Golden Flower« (2005; Ü: Anacaona, Goldene Blume), »Eight Days« (2010; Ü: Acht Tage), »The Last Mapou« (2013; Ü: Der letzte Mapou), »Mama’s Nightingale« (2015; Ü: Mamas Nachtigall), »Untwine« (2015; Ü: Aufdrehen) sowie den autobiografischen Reisebericht »After the Dance. A Walk Through Carnival in Jacmel« (2002; Ü: Nach dem Tanz. Ein Spaziergang durch den Karneval in Jacmel) und das mit dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnete Memoir »Brother, I’m Dying« (2007; Ü: Bruder, ich sterbe). Danticats Essay »The Art of Death: Writing the Final Story« (2017; Ü: Die Kunst des Todes: Die letzte Geschichte schreiben) wurde ebenfalls für den National Book Critics Circle Award nominiert. Ihr Kinderbuch »My Mommy Medicine« (2019; Ü: Meine Mama-Medizin) erhielt eine Empfehlung von der Stiftung Parent’s Choice. Ihre jüngst erschienene Kurzgeschichtensammlung »Everything Inside« (2019; Ü: Alles darin) wurde mit dem Story Prize sowie dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet und auf die Longlist für die Carnegie Medal for Excellence in Fiction gewählt. Danticat ist MacArthur-Fellow 2009 und Preisträgerin des Neustadt International Prize for Literature 2018. Die Autorin lebt in Miami.
Atem, Augen, Erinnerungen
Schröder
Düsseldorf, 1996
[Ü: Friederike Jünemann]
Die süße Saat der Tränen
Claassen
München, 1999
[Ü: Beate Thill]
Der verlorene Vater
Büchergilde
Frankfurt a. M., 2010 [Ü: Susann Urban]
Kein anderes Meer
Hanser
München, 2015 [Ü: Kathrin Razum]
Everything Inside
Knopf
New York, 2019