Ute Frevert
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2013, 2014
Ute Frevert, 1954 in Lippe geboren, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften in Münster, Bielefeld und an der London School of Economics. 1982 legte sie ihre Promotion an der Universität Bielefeld ab, wo sie 1989 im Fach Neuere Geschichte habilitiert wurde. Anschließend lehrte sie an der Freien Universität Berlin (1991–1992) sowie in Konstanz (1992–1997) und Bielefeld (1997–2003). Von 2003 bis 2007 war sie Professorin für Deutsche Geschichte an der Yale University in New Haven, USA. Zudem hatte Frevert mehrere internationale Gastprofessuren inne, u. a. am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (2003) und an der Maison des Sciences de l’Homme Paris (2003). Von der FU Berlin wurde sie 2008 zur Honorarprofessorin ernannt. Zu ihren Forschungsgebieten zählen insbesondere die Sozial-, Kultur- und Politikgeschichte der Moderne, die Emotionsgeschichte und die Geschlechtergeschichte. Seit 2008 ist Frevert Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, wo sie u. a. die Projekte »Die Macht der Gefühle. Politische Kommunikation zwischen oben und unten« und »Ehre und Schande. Soziale Gefühle und politische Praktiken im 20. Jahrhundert« leitet.
Sie verfasste über 150 akademische Aufsätze, übernahm die Herausgeberschaft bei über einem Dutzend Textsammlungen und ist Autorin von 15 Monografien, darunter die in mehrere Sprachen übertragene Untersuchung »Frauen-Geschichte. Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit« (1986), die Abhandlung über das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft sowie die Studie über die Wehrpflicht »Die kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland« (2001). Ihre Analyse »Gefühlspolitik. Friedrich II. als Herr über die Herzen?« (2012) ist Bestandteil ihrer Forschungen zur »Geschichte der Gefühle«. Zusammen mit ihren MitarbeiterInnen am MPIB hat sie 2011 den Band »Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne« verfasst, der die Fülle und Diversität von Emotionskonzepten seit dem 18. Jahrhundert bezeugt und sich zugleich kritisch mit gängigen Thesen beispielsweise von Max Weber oder Norbert Elias auseinandersetzt. Den zeitgenössischen Ansatz ihrer historischen Forschungen stellte sie in ihrem unlängst erschienenen Essay »Vergängliche Gefühle« (2013) dar.
1998 wurde Ute Frevert mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem international höchstdotierten wissenschaftlichen Förderpreis, prämiert. Neben ihrer Teilnahme an zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten und Kuratorien ist sie Mitherausgeberin und Geschäftsführerin der traditionsreichen Zeitschrift »Geschichte und Gesellschaft«. Ute Frevert lebt in Berlin.
Frauen-Geschichte
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1986
Eurovisionen
Ansichten guter Europäer im 19. und 20. Jahrhundert
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2003
Gefühlswissen
Campus
Frankfurt a. M., 2011
Gefühlspolitik
Wallstein
Göttingen, 2012
Vergängliche Gefühle
Wallstein
Göttingen, 2013