Christian Uetz
- Schweiz
- Zu Gast beim ilb: 2018
Der Schweizer Schriftsteller Christian Uetz wurde 1963 in Egnach geboren. Nach einer Ausbildung zum Lehrer in Kreuzlingen studierte er Philosophie, Komparatistik und Altgriechisch an der Universität Zürich. Zunächst wurde er vor allem als Lyriker bekannt und machte sich einen Namen als Performer experimenteller Poesie. Häufig trat er bei Literaturveranstaltungen und Festivals für Poesie und spoken poetry auf, darunter auch in New York, Berlin und Medellín (Kolumbien). Er veröffentlichte seine Lyrik in einer Reihe von Gedichtbänden und sprach sie in Zusammenarbeit mit Jazz- und Improvisationsmusikern bzw. Komponisten für CD-Produktionen ein. Der überbordenden Verve seiner Auftritte als Performer entspricht die Sprachgewalt seiner lyrischen Texte. Seine Verse fiebern zwischen Existenzialismus, Leidenschaft und Sentimentalität, seine Sprache verdichtet sich zu einer beschwörenden, geradezu exaltierten Heftigkeit. »Die Silben werden lautmalerisch gesperrt, ihre Fugen mit Buchstaben verdichtet, bis sie zu bersten drohen oder sich die Worte in eine neue Bedeutung entladen« (»Berliner Zeitung«).
In seinem ersten Roman »Nur Du, und nur Ich« (2011) erzählt Uetz die Geschichte eines Liebespaares, das in verschiedenen Städten lebt und aus Unfähigkeit zur Nähe versucht, die Beziehung auf Reisen zu führen. Ihr Verhältnis rast durch alle Höhen und Tiefen von Verlangen, Lust, Hingabe und Zerstörung, und diese Kraft der Obsession, die Radikalität von Lust, die sich bis zum Selbstverlust steigert, erfasst Uetz durch eine Mischung aus Alltagssprache, Pathos, drastischen Neologismen und einem Strudel aus Gedanken und Sprachbildern. 2011 erschien auch »Federer für alle«, eine gleichfalls wortgewaltige Hommage an den Tennisspieler Roger Federer. Es folgten »Sunderwarumbe – Ein Schweizer Requiem« (2012) und der Roman »Es passierte« (2015) über einen fünfzigjährigen Theologen, der statt in der Gottesfurcht im Sex nach Erkenntnissen über das Leben sucht und sich in zahlreichen Affären verliert. Als er dann glaubt, HIV-positiv zu sein, bewegen sich seine philosophischen Gedankengänge im Spannungsfeld zwischen Eros und Thanatos, dem er letztlich durch eine dramatische Entscheidung zu entfliehen sucht. Uetz’ jüngste Publikation »Engel der Illusion« (2018) ist eine Gedichtsammlung, gekoppelt mit einem Essay. Erneut zeigt er sich als Meister einer dynamischen, bildstarken Sprache, von Assonanzen, Wortschöpfungen, Zitaten und verknüpft Philosophie mit Erotik: »Intensität bis zur Ohnmacht: ein Lichtorgasmus, eine Sterbenshelle, eine Erschöpfungsverzückung, ein Verschwendungsgeschenk.«
Für sein literarisches Werk wurde Uetz u. a. mit dem 3sat-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1999, dem Preis des Bundesverbands der Deutschen Industrie 2005 und 2010 mit dem Bodensee-Literaturpreis für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk ausgezeichnet. Er lebt als freier Schriftsteller in Zürich.
Luren
Im Waldgut
Frauenfeld, 1993
Reeden
Im Waldgut
Frauenfeld, 1994
Nichte
Droschl
Graz, 1998
Zoom Nicht
Droschl
Graz, 1999
Don San Juan
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2002
Das Sternbild versingt
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2004
Nur Du, und nur Ich
Secession
Zürich, 2011
Federer für alle
Echtzeit
Basel, 2011
Sunderwarumbe
Secession
Zürich, 2012
Es passierte
Secession
Zürich 2015
Engel der Illusion
Secession
Zürich, 2018