Christian Hawkey
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2008
Der Lyriker Christian Hawkey wurde 1969 geboren und wuchs auf Pine Island in Florida auf. Er schloss sein Studium im Fach Creative Writing an der University of Massachusetts in Amherst ab. Dort war er im Jahr 2000 Mitbegründer des halbjährig erscheinenden Lyrikmagazins »jubilat«, dessen Mitherausgeber er bis heute ist. Vier Jahre später erschien »The Book of Funnels« (2004; Ü: Das Buch der Trichter), sein erster, preisgekrönter Lyrikband, dem zwei weitere folgten, die ebenfalls mit enthusiastischen Kritiken bedacht wurden. Seit 2004 ist Hawkey Associate Professor für Englisch und Creative Writing am Pratt Institute in Brooklyn, New York.
Hawkeys Lyrik steht in der Tradition des amerikanischen Surrealismus, den sein akademischer Lehrer in Amherst, James Tate, als stilbildender Lyriker national etabliert und in der amerikanischen Umgangssprache heimisch gemacht hatte. Eine weitere Einflussquelle stellt John Ashbery dar, der bedeutende Vertreter der New York School. Über Hawkeys Erstling urteilte er, die Gedichte seien »Landschaftsgedichte im wahren Sinne des Wortes – nicht als ein Ausschnitt der Erdoberfläche, die für ein Bild posiert, sondern als offener, unbestimmter Raum, in dem alle möglichen verrückten mentalen und physikalischen Sachen gleichzeitig ablaufen. … ›The Book of Funnels‹ ist eines der wunderbarsten Lyrikdebüts, das ich seit langem gelesen habe.«
Die Gedichte in Hawkeys jüngstem Band, »Citizen Of« (2007; Ü: Staatsbürger von), bewegen sich zwischen inneren und äußeren Landschaften, zwischen imaginären und sogenannten realen Welten. Diese verschiedenen Orte werden anscheinend mühelos mit assoziativ verbundenen Themen, Situationen, Bildern, politischen Anspielungen und Worten verblendet, wobei die Syntax durch exzessiven Zeilensprung, spärliche Zeichensetzung und Ellipsen oft auf dem Rand ihrer Auflösung balanciert. Sprachliche und selbst typografische Muster deuten sich an und werden nur teilweise aufgenommen und fortgeführt. So entsteht eine rhizomatische Textur, die nicht nur überraschende Sinneffekte und Emotionen freigibt, sondern auch beiläufig, humorvoll und anregend die Sprache als Medium des Erkennens, Denkens und Fühlens vorführt.
Im Übersetzungsprojekt »Ventrakl« befleißigt sich Hawkey in noch größerem Ausmaß eines Umgangs mit der Sprache, der ihre Nützlichkeit als Kommunikations mit tel in den Hintergrund stellt. Das Projekt wurde mit einem Creative-Capital-Stipendium ausgezeichnet. Es präsentiert Übersetzungen von Trakl-Gedichten, die allein auf der Basis von »Sound-Assoziationen«, der grafischen Erscheinungsform des Textes und biografischer Hintergrundinformationen erstellt wurden. Eingestreute »Interviews« mit Trakls »Geist« erkunden darüber hinaus Verbindungen zu aktuellen politischen Themen.
Hawkey wurde mit dem Kate Tufts Discovery Award und Preisen der Academy of American Poets und des Poetry Fund ausgezeichnet. Seine Gedichte erschienen auch in französischer, portugiesischer, slowenischer und deutscher Übersetzung. Im Frühling 2008 erschien eine Auswahl seiner Gedichte unter dem Titel »Reisen in Ziegengeschwindigkeit«.
© internationales literaturfestival berlin
The Book of Funnels
Verse Press
Amherst, MA, 2004
Hourhour
Delirium Press
Montréal, 2005
[Ill: Ryan Mrozowski]
Citizen Of
Wave
Seattle, 2007
Reisen in Ziegengeschwindigkeit
Kookbooks
Idstein, 2008
[Ü: Steffen Popp, Uljana Wolf]
Übersetzung: Steffen Popp, Uljana Wolf