Chris Ware
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2013
Chris Ware
Chris (eigentlich: Franklin Christenson) Ware wurde 1967 in Omaha, Nebraska (USA), geboren. Während seines Studium an der University of Texas in Austin veröffentlichte er erste eigene Comicstrips in einer Studentenzeitung, durch die der Verleger, Zeichner und Designer Art Spiegelman auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur Mitarbeit an dem einflussreichsten Comicmagazin der 1980er und 1990er Jahre einlud: dem von Spiegelman begründeten Magazin »RAW«, in dem auch die ersten Episoden von Spiegelmans Welterfolg »Maus« erschienen.
1991 zog Ware nach Chicago, um dort sein Studium als Druckgrafiker an der Kunsthochschule abzuschließen. Für das Chicagoer Independent-Magazin »New City« entwickelte er eine Fortsetzungsgeschichte um eine Figur namens Jimmy Corrigan, die er in der Tradition der sogenannten Ligne claire zeichnete. Dieser von dem belgischen Comickünstler Hergé in seinen »Tintin«-Comics (in Deutschland: »Tim und Struppi«) entwickelte Zeichenstil zeigt die Umrisse von Figuren als deutliche schwarze Umrandung und ist zudem bekannt für die sorgfältige Komposition der Bildfarben. 1994 schuf Ware mit »The ACME Novelty Library« eine Comicserie, die die Grenzen des Mediums neu vermaß. So variierte Ware die Größe der einzelnen Hefte stark – mal waren es aufwendig gemachte Alben, mal schwarz-weiße Kleinformate. Er erfand neue Arten des Aufbaus der Seiten innerhalb der einzelnen Bände und entwickelte höchst komplexe Erzählstrategien innerhalb der einzelnen Bände und über die ganze Serie hinweg. Konsequenterweise erhielt »The ACME Novelty Library« alle wichtigen Preise der Comicwelt. Im Jahr 2000 erschien »Jimmy Corrigan: The Smartest Kid on Earth« als Hardcover und wurde von der Kritik als »Jahrhundertcomic« gefeiert. Jimmy Corrigan ist ein linkischer Enddreißiger, den ein Brief seines Vaters aus seinem lethargischen Alltag reißt. Im Frühjahr 2013 wird mit »Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt« erstmals eine deutsche Übersetzung eine Hauptwerks Wares publiziert.
Im Herbst 2012 erschien in den USA »Building Stories«, womit Chris Ware ein weiteres Mal neue Maßstäbe in der Comic-Erzählkunst setzt. »Building Stories« ist eine großformatige Box, in der sich 14 Comics unterschiedlicher Größe und Gestaltung finden, aus denen sich jeder Leser buchstäblich seine eigene Geschichte baut. Erzählt wird – darin liegt die zweite Bedeutung des Titels – die Geschichte eines 100 Jahre alten Mietshauses in Chicago und seiner Bewohner, in der Gegenwart, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Die Aufnahme von »Building Stories« bei Publikum und Kritik war euphorisch, das Projekt wurde, obwohl bisher nur in Amerika erschienen, weltweit besprochen, auch in Deutschland: »In gewisser Weise ist Ware die Quadratur des Kreises gelungen: Form und Inhalt, Avantgardismus und unterhaltsames Erzählen gehen hier eine untrennbare Einheit ein.« (Thomas von Steinaecker, »Die Welt«)
Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt
Reprodukt
Berlin, 2013