César Aira
- Argentinien
- Zu Gast beim ilb: 2016
César Aira wurde 1949 im argentinischen Coronel Pringles (Provinz Buenos Aires) geboren. Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber und Übersetzer (u. a. aus dem Englischen und dem Französischen) sowie als Dozent an den Hochschulen von Buenos Aires und Rosario (beispielsweise mit Lehrveranstaltungen über den französischen Dichter Arthur Rimbaud und zum Konstruktivismus) wurde Aira vor allem durch sein eigenes literarisches Werk über sein Heimatland hinaus in Lateinamerika bekannt.
Von seinen bisher neunzig Büchern wurden viele in andere Sprachen wie Französisch, Englisch und Chinesisch übersetzt. Auf Deutsch feierte Aira 2000 sein Debüt mit dem Roman »Embalse« (1987; dt. »Stausee«), gefolgt 2003 von der Novelle »Un episodio en la vida del pintor viajero« (2000; dt. »Humboldts Schatten«) über den deutschen Maler Johann Moritz Rugendas, der im Jahr 1837 im Auftrag Alexander von Humboldts Südamerika erkundet und in seinen Bildern dokumentiert. Die »Süddeutsche Zeitung« bemerkte dazu, dass die detailreiche und kühle Erzählweise Airas »ein auffälliges Beispiel für das südamerikanische Gegenmodell zum ›tropischen‹ magischen Realismus« sei. Der Roman »Ema, la cautiva« (1981; dt. »Die Mestizin«, 2004) stellt laut Florian Borchmeyer von der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« ein frühes Zeugnis dafür dar, dass Aira in näherer Zukunft des Literaturnobelpreises würdig wäre, da der Schriftsteller es an Talent und Humor mit dem argentinischen Großmeister Borges aufnehmen könne. Aira bricht dabei nicht nur mit den Erwartungen an einen Historienroman, indem sich »die Welt der edlen Wilden« als »artifizielle Feudalgesellschaft« erweist, sondern betreibt zudem eine subversive Revision der von den einstigen Eroberern geprägten Geschichtsschreibung (»Die Zeit«). Auch in seinem Roman »Los fantasmas« (1990; dt. »Gespenster«, 2010) setzt Aira »auf die Verwirrung des Lesers als Stilmittel, um so eine konfuse gesellschaftliche Realität abzubilden, die längst täglich den Ausnahmezustand kennt« (Götz Kohlmann). Beiläufig erwähnt Aira, dass bei der Besichtigung eines Rohbaus durch die künftigen Bewohner nackte Männer anwesend sind – tote Bauarbeiter, die als Gespenster erst durch Staub sichtbar werden –, und flicht auch Exkurse ein, etwa zur idealen Architektur, und bietet auf diese Weise »eine turbulente Achterbahnfahrt von verschiedenen Erzählweisen und Textsorten, die eine stringente Handlung schlichtweg verweigern« (»Süddeutsche Zeitung«). In der Reihe »Bibliothek César Aira« bei Matthes & Seitz erschienen 2015 die Novellen »El pequeño monje buddista« (2006; dt. »Der kleine buddhistische Mönch«), »La prueba« (1998; dt. »Der Beweis«), das 2002 verfilmt wurde, und »Cómo me hice monja« (1993; dt. »Wie ich Nonne wurde«).
Aira, der auch Essays (»Duchamp in Mexiko« war 2015 der deutsche Titel einer Sammlung) und Dramen verfasst, lebt in Buenos Aires.
Humboldts Schatten
Nagel & Kimche
München, 2003
[Ü: Matthias Strobel]
Die Mestizin
Nagel & Kimche
München, 2004
[Ü: Matthias Strobel]
Gespenster
Ullstein
Berlin, 2010
[Ü: Klaus Laabs]
Wie ich Nonne wurde
[Bibliothek César Aira, Bd. 1]
Matthes & Seitz
Berlin, 2015
[Ü: Klaus Laabs]
Duchamp in Mexiko
Matthes & Seitz
Berlin, 2015
[Ü: Klaus Laabs]