Catalin Dorian Florescu
Catalin Dorian Florescu wurde 1967 im rumänischen Timișoara geboren. Seine Eltern standen dem zwei Jahre zuvor an die Macht gelangten diktatorischen Ceaușescu-Regime ablehnend gegenüber und planten das Land langfristig zu verlassen. Eine erste, 1976 unternommene Ausreise Florescus und seines Vaters nach Italien und in die USA endete nach acht Monaten mit der Rückkehr nach Rumänien. 1982 verließ die Familie erneut das Land und siedelte dieses Mal dauerhaft in die Schweiz über. Nach einem Studium der Psychologie und Psychotherapie an der Universität Zürich arbeitete Florescu von 1995 bis 2001 als psychotherapeutischer Begleiter in einem Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige.
2001 erschien sein erster Roman »Wunderzeit«. Entlang der eigenen biografischen Eckdaten erzählt der Autor die Geschichte des Teenagers Alin, der im Verlauf seiner Jugend mehrere Stationen in Ost und West passiert. Von der vertrauten rumänischen Kleinstadt gelangt er in die freiheitsverheißende Metropole Rom und über die verelendete New Yorker Bronx wieder zurück in die Heimat. Bis zum Tag der endgültigen Ausreise aus Rumänien findet der Jugendliche immer mehr zu sich selbst. Die prägende Erfahrung, sich zwischen zwei ideologisch konträren Hemisphären und damit zugleich verschiedenen Lebensentwürfen hin und her zu bewegen, bildet auch in den nachfolgenden Romanen »Der kurze Weg nach Hause« (2002), »Der blinde Masseur« (2006) und »Zaira« (2008) auf jeweils eigene Weise das zentrale Thema des immer wieder für seinen virtuosen Erzählstil und seine sinnliche, lebendige Sprache gerühmten Autors. Für seinen fünften Roman »Jakob beschließt zu lieben« (2011) erhielt Florescu, dessen Bücher in mehrere Sprachen übersetzt wurden, den Schweizer Buchpreis. Der Protagonist Jacob Obertin kann sich im Kampf um die Vormachtstellung in einem rumänischen Dorf der dreißiger Jahre nicht behaupten und wird dafür von seinem herrschsüchtigen Vater verachtet und verraten. Vor dem Hintergrund der brodelnden europäischen Geschichte erleidet Jacob schwere Schicksalsschläge, findet jedoch durch die Hilfe anderer Menschen immer wieder zu neuem Mut. Als »Meisterstück« (»Stern«) des Autors wurde sein jüngster Roman »Der Mann, der das Glück bringt« (2016) bewertet: ein Jahrhundertpanorama aus der Sicht der kleinen Leute, beginnend im 19. Jahrhundert mit einer Fischerstochter aus dem Donaudelta und einem erfolglosen Künstler im mit Migranten überfüllten New York bis zum Anschlag auf die Zwillingstürme an dem Tag, an dem auch die Protagonisten Ray und Elena sich treffen.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die Florescu bisher für sein Werk erhalten hat, zählen der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2002), der Anna-Seghers-Preis (2003) und der Eichendorff-Literaturpreis für sein Gesamtwerk (2012). Der in Zürich wohnhafte Autor war als Stadtschreiber und Stipendiat weltweit in mehreren Städten zu Gast.
Pendo
München, 2001
Der blinde Masseur
Pendo
München, 2006
Zaira
C.H. Beck
München, 2008
Jacob beschließt zu lieben
C.H. Beck
München, 2011
Der Mann, der das Glück bringt
C.H. Beck
München, 2016