Carla Guelfenbein
Carla Guelfenbein wurde 1959 in Santiago de Chile geboren. Mit ihren Eltern ging sie 1976 ins Exil nach England, da die politisch engagierte Familie in der Militärdiktatur von Augusto Pinochet zunehmend unter Druck geriet. Die Autorin studierte Biologie an der University of Essex und Design an der St Martin’s School of Art. 1987 kehrte sie nach Chile zurück. Dort arbeitete sie als Designerin bei diversen Werbeagenturen und verantwortete die Ressorts Kunst und Mode bei der Zeitschrift »Elle«.
Ihr erster Roman »El revés del alma« (Ü: Die Rückseite der Seele) erschien 2002. Die in London lebende Chilenin Ana, eine renommierte Fotografin, reist nach mehr als zwei Jahrzehnten zurück in ihre alte Heimat. Sie tritt mit ihrem älteren Cousin und seiner Frau in Kontakt und entwickelt eine besondere Beziehung zu Daniela, der an Bulimie erkrankten Tochter der beiden. Einfühlsam schildert Guelfenbeins erfolgreiches Debüt die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste der Protagonistinnen und stellt die unterschiedlichen sozialen wie kulturellen Prägungen dar.
Im Mittelpunkt des zweiten Romans »La mujer de mi vida« (2005; dt. »Die Frau unseres Lebens«, 2008) steht die Freundschaft des Briten Theo zu den Exilchilenen Antonio und Clara, die sich im London der 1980er Jahre zu einer Dreiecksgeschichte zuspitzt. Nach 15 Jahre des Schweigens treffen sich die drei wieder und nähern sich ihrer gemeinsamen schmerzvollen Vergangenheit an, die von Verrat und Scham geprägt ist. Der virtuos konstruierte Bestseller, der in Chile zum »Buch des Jahres« gekürt und in 15 Sprachen übersetzt wurde, zeichnet sich durch seine präzise Sprache und die detailgenaue Darstellung der Charaktere aus. »Mich interessiert die Reibung der Figuren miteinander und mit ihrem jeweiligen Umfeld und wie die Figuren sich bei jedem dieser Kontakte verändern«, so die Autorin.
Zuletzt erschien Guelfenbeins ebenfalls erfolgreicher dritter Roman »El resto es silencio« (2008; dt. »Der Rest ist Schweigen«, 2010). Der zwölfjährige herzkranke Tommy erfährt bei einer Familienfeier, dass seine Mutter Selbstmord begangen hat und nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Während sich der einzelgängerische Junge auf die Suche nach der verschwiegenen Wahrheit macht, leiden sein Vater, ein erfolgreicher Chirurg, und dessen zweite Frau Alma ihrerseits am Mangel an Kommunikation und an der Bürde des Unausgesprochenen. Der Roman enthüllt Schritt für Schritt die Familiengeheimnisse und schildert mit großer Empathie aus wechselnden Perspektiven die Gefühlslagen der Protagonisten.
Guelfenbein schreibt für verschiedene chilenische Zeitungen und für die Kulturbeilage der spanischen Tageszeitung »ABC«. Sie lebt in Santiago de Chile.
El revés del alma
Alfaguara
Santiago de Chile, 2002
Die Frau unseres Lebens
Insel
Frankfurt/Main, 2008
[Ü: Thomas Brovot]
Der Rest ist Schweigen
S. Fischer
Frankfurt/Main, 2010
[Ü: Svenja Becker]